Erfahrungsbericht Au Pair in Australien Die Zeit als Au Pair kann man sich erst nicht wirklich vorstellen; man hat zwar eine Idee davon, aber eigentlich kommt alles dann doch anders… im postitiven Sinn! Einige Aspekte im Leben veränderten sich für mich in Australien. Mein Au Pair Kind Pete (19 Monate alt), auf den ich Montag bis Freitag 8-17 Uhr aufpasste, forderte meine ganze Aufmerksamkeit, auch am Wochenende. Anfangs war es manchmal sehr anstrengend, da ein Kleinkind auch nach „Feierabend“ mit einem spielen will und es natürlich nicht verstehen würde, wenn man sich dann zurückzieht. Außerdem braucht es einige Zeit, sein Vertrauen zu gewinnen, und auch mit frustrierenden Situationen zurecht zu kommen. Dennoch kam es nie zu dem Punkt, an dem es keinen Spaß mehr gemacht hätte, dadurch dass ich auch sehr wertvolle Momente mit Pete genießen konnte, wie zum Beispiel das erste Mal, als er sich beim Einschlafen an meine Schulter kuschelte. Mit der Zeit entstand eine starke Bindung zu dem Jungen, den ich schlafen legte, beschützte, zum Lachen brachte, und ablenkte, wenn er traurig war, weil Mama zur Arbeit musste. Wir wurden die besten Freunde und überraschender Weise war er es plötzlich, der mich versuchte abzulenken, wenn ich traurig war, weil ich Heimweh hatte, oder mir einen Kuss auf die Hand gab, als ich mich beim Kochen geschnitten hatte. Ich genoss die Tage mit Pete unheimlich. Ein wichtiger Grund dafür war die extrem gute Kommunikation mit seinen Eltern. Sie teilten mir mit, was für sie wichtig war bezüglich Ernährung, Mittagsschlaf, usw., ich besprach mit ihnen Ideen für neue Unternehmungen, und zusammen suchten wir mögliche Lösungen für schwierige Momente als Pete in die Trotzphase kam. Es war für uns wichtig, an einem Strang zu ziehen, damit Pete von uns allen die gleichen Signale bekam und nicht verwirrt wurde. Von Anfang an waren die Familie und ich uns sympathisch, doch ich hätte nie gedacht, dass man in nur einem halben Jahr eine so tiefgreifende Beziehung zu ihnen entwickeln kann. Wir unternahmen viel zusammen und hatten jede Menge Spaß miteinander, ich fühlte mich willkommen und unterstützte sie wo ich konnte. Irgendwann entstand daraus eine Dynamik im Alltag, die ich vor allem in den ersten Tagen zurück in Deutschland vermisste. Ich gehörte wirklich zur Familie. Ich realisiere jetzt erst, wie viel ich von Pete gelernt habe. Ich habe gelernt geduldig zu sein. Ich habe gelernt, den ganzen Tag arbeiten zu können, auch wenn ich müde war. Ich habe gelernt, mir Pausen zu gönnen. Ich habe gelernt, Spaß zu haben in Zeiten, die schwer sind. Ich habe gelernt, dass durch Freundlichkeit viel Streit vermeidet werden kann. Ich habe gelernt zu kochen. Ich habe gelernt, im Alltag alles mit Spaß zu machen, auch wenn man keine Lust hat. Ich habe Vertrauen gelernt. Ich habe gelernt, jemanden anderen zu lieben heißt auch, seine Schwächen zu unterstützen und Rücksicht zu nehmen, auch wenn das Verhalten mich sauer macht. Ich habe gelernt, jeden Tag gute Laune zu haben. Ich habe gelernt, auf meinen Körper zu achten, um fit für Pete zu sein. Ich habe gelernt, großzügig zu sein. Ich habe gelernt, dass ich durch Sport am Ende des Tages meinen ganzen Stress in etwas Positives umwandeln kann. Ich habe gelernt, Dinge einfach zu erledigen und einfach zu erledigen. Ich habe gelernt, wenn man mit 1% anfängt werden oft mehr als 100 daraus. Ich habe gelernt, Entschuldigung auch für Kleinigkeiten zu sagen. Ich habe gelernt, mit Fremden zu reden, mich mit Leuten auf der Straße freundlich über banale Dinge zu unterhalten. Ich habe gelernt, wie anstrengend es mit einem Kind sein kann. Ich habe gelernt, Personen auch wegen einfachen Dingen zu bewundern. Ich habe gelernt, an mir zu zweifeln, wenn es Pete nicht gut geht. Ich habe gelernt, Stress auszuhalten, bis ich ihn in Ruhe abbauen kann. Ich habe gelernt, dass Enthusiasmus für Aufgaben und Alltag nicht einfach kommt, sondern dass ich ihn selbst in mir aufbauen kann durch Versuchen und Weitermachen. Ich habe gelernt, Sachen, die nicht passen, passend zu machen. Ich habe gelernt, nicht mehr durch unpassende Dinge schlecht drauf zu sein. Ich habe gelernt, mir Aufgaben zu geben, wenn ich zuhause vermisse. Ich habe gelernt, mir eine schöne Zeit zu machen. Ich habe gelernt, alleine mit Problemen klar zu kommen und nicht immer andere Leute um Rat zu fragen. Ich habe gelernt, alleine auch schlimme, sogar sehr schlimme Zeiten durchstehen und regeln zu können. Ich habe gelernt, dass ich eine liebevolle, verantwortungsbewusste Mutter habe, die Päckchen schickt, sich um Finanzen und Erledigungen in Deutschland kümmert, die mehr für mich tut als alle anderen. Ich habe gelernt, dass in einer Familie, wenn man sich gegenseitig so grenzenlos unterstützt und achtvoll miteinander umgeht, es nicht passieren kann, dass einer fällt, und man deswegen nicht auf seinen Standpunkt und seine Meinung beharren muss; dass mehr geben hier mehr bekommen heißt. Ich bin ein ganzes Stück gewachsen. Ich werde definitiv meine Gastfamilie bald wieder besuchen kommen. Meine Zeit in Australien als Au Pair war wirklich unglaublich.