Im Juli letzten Jahres war es endlich soweit: Das Abi war geschafft und es ging jetzt endlich auf in Richtung England, um dort ein Jahr als Au-Pair zu arbeiten. Geplant hatte ich das schon lange, es kommt mir vor, als wäre es erst gestern gewesen, dass ich mir Au-Pair Seiten im Internet angeschaut habe und dachte „ noch 3 Jahre und dann bin ich auch da irgendwo“. Doch obwohl der Entschluss schon lange feststand, habe ich mir eigentlich relativ wenige Gedanken über das „ wie wird es wohl werden“ gemacht. Ok, ich wollte, dass es eine super tolle Erfahrung wird, bei der am Ende ein perfektes Englisch rauskommt- aber ansonsten?!? Als ich dann aber im Flugzeug saß und mir nach und nach bewusst wurde, dass das hier jetzt echt ist, war das schon ein komisches Gefühl- und Fragen, aber auch Zweifel kamen auf: „Was, wenn ich mit der Familie nicht klar komme oder es doch nicht das Richtige für mich ist“, „Vielleicht verhungere ich aber auch, weil mir das Essen nicht schmeckt, oder mich gar nicht erst traue, etwas zu essen aus dem Kühlschrank zu nehmen, schließlich fühle ich mich selbst bei engsten Freunden und Verwandten unverschämt, wenn ich einfach an deren Schränke gehe“, „Könnte es nicht auch einfach zu viel für mich werden? Ich habe die letzten 5 Jahre alleine mit meinem Vater gelebt, der den ganzen Tag arbeiten war und jetzt soll ich mir plötzlich das Haus mit 5 anderen, fremden Leuten teilen?!?“ Etwas mulmig konnte einem da schon werden, doch schon bei der Begrüßung habe ich mich richtig wohl gefühlt. Ein großes Zimmer, ein eigenes Bad und ein großes Grundstück mit
Rennpferden. Dort konnte ich mich auch während der Ferienzeit an meine Familie und ihr teilweise sehr chaotisches Leben gewöhnen, bevor es dann zur Schulzeit zum zweiten Haus nach London ging. Dort war der Tagesablauf dann doch etwas geordneter, entspannter und aufregender, da es in London immer wieder was Neues zu entdecken gibt. Schnell habe ich mich an mein neues Leben total gewöhnt und mich mehr als zu Hause gefühlt. Die Sympathie -Frage kam mir schon nach kurzer Zeit lächerlich vor. Vor allem meine Gastmutter war das Beste, was mir passieren konnte- hilfsbereit, immer ein offenes Ohr und total fürsorglich und entgegenkommend. Von verhungern war auch keine Spur zu sehen. Ob es daran lag, dass ich auch für die gesamte Familie kochen musste, weiß ich nicht, jedoch war meine Scheu vor Schränken schon nach kurzer Zeit verflogen. Zudem ist meine Gastmutter auch stets sicher gegangen, dass ich genug esse und wenn es für die Kids Muffins oder ähnliches gab, wurde mir auch immer etwas mitgebracht. Ruhe hatte ich dann auch wenn z.B. die Kinder in der Schule und die Eltern arbeiten waren. Natürlich war nicht immer alles Friede, Freude; Eierkuchen: Haarwäsche, Bettzeiten und aufräumen haben regelmäßig zu Diskussionen und manchmal ziemlich blanken Nerven geführt und natürlich stellt man sich vielleicht auch mal die Frage, ob es das alles Wert ist oder die Zeit daheim nicht doch besser genutzt wäre. Jetzt im Nachhinein ist das ein ganz deutliches „Nein“. Auch wenn es nicht immer einfach war, hat mich das Jahr menschlich und sprachlich so viel weitergebracht und ich würde es auf jeden Fall wieder machen, müsste ich mich noch mal entscheiden! Was sind so kleine Alltagszankereien, die man auch in Deutschland irgendwie gehabt hätte, gegen ein Jahr London erleben, mit Chauffeur zum shoppen gebracht werden, viele neue Leute kennenzulernen, ein Schneechaos wegen ca. 3cm Schnee zu erleben, das Pferd, das bei einem der größten Rennen platziert wurde, zu Hause zu haben, oder auch einfach mal Mark Owen von Take That beim Spazieren gehen im Park zu treffen? Ich kann euch allen nur empfehlen Au-Pair zu werden, denn es ist eine unvergessliche Zeit, die euch euer Leben lang begleiten wird- sei es durch Freunde, die ihr in der Zeit kennengelernt habt, die Erfahrungen, die euch irgendwann vielleicht weiterhelfen werden oder einfach die Erinnerung! EINE GEILE ZEIT :-)