Erfahrungsbericht über meinen Aufenthalt in Irland Im August saß ich am Flughafen und überlegte angestrengt, warum genau ich mir das eigentlich antat. Wann hatte ich genau den Entschluss gefasst 11 Monate in Irland verbringen zu wollen? Und wieso als Au Pair? Und warum Irland? Zu meiner eigenen Beruhigung sagte ich mir immer wieder: „Irland fasziniert dich schon lange. Du hast schon Bücher darüber gelesen und wolltest schon immer unbedingt mal dort hin. Auch den Umgang mit Kindern magst du gerne und du freust dich doch eigentlich auch schon auf die Zeit, die du mit den zwei Gastkindern verbringen wirst. Ja, und dass du nach deinem Abitur für längere Zeit ins Ausland wolltest, das stand schon fest als du nach deinem 3-monatigen Austausch in der 10. Klasse aus Frankreich zurück kamst. Denn damals hast du die Erfahrung gemacht, dass man am Besten die Sprache lernt und die Kultur kennen lernt, wenn man direkt im Familienverband lebt. Außerdem willst du das doch machen, um auch noch englisch so richtig gut zu können, um dann später im Tourismusbereich oder bei der EU arbeiten zu können.“ Mit diesen Tatsachen vor Augen stieg ich dann auch recht optimistisch ins Flugzeug und dachte nicht mehr viel über den vorangegangenen Abschied von meinen Freunden und meiner Familie nach, sondern freute mich schon richtig auf die Herausforderungen die mich auf der grünen Insel erwarten würden. Wenig später landete ich dann auf dem Flughafen in Cork und ging total aufgeregt zum Ausgang. Da aber meine Maschine viel früher als geplant gelandet war, war meine Gastfamilie noch nicht da. Denn eins muss man wissen, die Iren nehmen es sowieso nicht so genau mit der Zeit und sind eher zu spät als zu früh. Nach kurzer Zeit kamen sie dann aber schon durch die Tür gerannt mit selbst gebastelten Plakaten in der Hand und ich wurde richtig herzlich begrüßt. Auf ging es zum Auto und auf der ganzen einstündigen Autofahrt wurde ich dann schon von meinem 3-jährigen Gastjungen in seine Welt eingeführt. Er erzählte mir vom Leben auf der Farm, von seiner Schule, seinen Freunden und seinen Lieblingssendungen und ich muss ganz ehrlich sagen, ich habe nicht viel verstanden von dem was er da sagte. Und auch das einjährige Mädchen verstand ich zunächst nicht sehr gut, da sie noch viele selbstkreierte Wörter benutze. In meiner ersten Woche machten wir gemeinsam viele Ausflüge, so dass ich mich langsam an die Kinder gewöhnen konnte und diese sich auch an mich. Diese Ausflüge fand ich wirklich sehr schön, denn sie halfen mir außerdem über mein anfängliches Heimweh hinweg, da ich das Gefühl hatte zu einer Familie zu gehören und mich direkt absolut integriert gefühlt habe. Ebenfalls in dieser Woche durfte ich das erste Mal auf der linken Seite Auto fahren. Meine Gasteltern fuhren abends einfach mit mir durch die Gegend, so dass ich sie fragen konnte, sobald eine für mich unklare Situation auftauchte. Das Linksfahren ist eigentlich gar nicht so schlimm und man gewöhnt sich recht schnell daran. Mit meinem Auto machte ich mich dann auch gleich mal auf den Weg zu dem wöchentlichen Au Pair Treffen in Cork, wo ich direkt viele Kontakte knüpfte. Da ich relativ weit weg von Cork wohnte, nahm ich nicht oft an den Au Pair Treffen teil, jedoch bekam ich von meinen Gasteltern Nummern von Au Pairs in der Umgebung und auch bei diesem ersten Treffen sammelte ich fleißig Nummern. Und dann ging das „Arbeiten“ los. Es machte wirklich riesigen Spaß und nach ein paar Wochen verstand ich meine Kids auch schon richtig gut und die Zeit verging wie im Fluge. Wie schnell war der erste Monat vorbei und dann auch schon der zweite. Im Oktober war ein Au Pair Trip organisiert worden. Ein Wochenende verbrachten wir zusammen und besichtigten dabei die Cliffs of Moher und das Bunratty Castle und machten das Nachtleben Galways unsicher. Hier lernte ich dann auch die anderen Au Pairs richtig gut kennen, da ich wie gesagt zu den Au Pair Treffen meistens nicht gehen konnte und jetzt dann mal Zeit hatte die andern besser kennen zu lernen. Schnell waren Freundschaften geknüpft und von da an traf man sich auch mal öfter am Wochenende. Außerdem startete dann auch der Sprachkurs, bei dem man viele der Au Pairs wieder traf. Und eh man sich versah war es auch schon Weihnachten. Ich war eines der wenigen Au Pairs, das Weihnachten in Irland verbrachte. Mittlerweile war ich ein voll integriertes und akzeptiertes Familienmitglied geworden und egal wer in der Familie eine Aktivität startete, fragte mich immer ob ich denn nicht mit wolle. Dies half mir auch durch den Dezember, da ich während der vorweihnachtlichen Zeit doch ab und zu noch mal mit Heimweh zu kämpfen hatte. Denn im Dezember machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung und meine Au Pair Freundinnen und ich konnten an den Wochenenden nichts mehr unternehmen, da wir auf Grund der Straßenbedingungen nicht mehr weg kamen. Im Januar ging es dann aber schon wieder los. Da packte ich wie gewohnt freitags meine Tasche und machte mit Freundinnen oder Familienmitgliedern das Land unsicher. Da ich mein eigenes Auto hatte, bekam ich wirklich viel von dem Land zu sehen, habe aber immer noch 1000 und 1 Dinge auf meiner Liste, was ich unbedingt noch in Irland machen und sehen möchte. Ich habe mich richtig in das Land verliebt! Auch mit den Kids machte ich gerne Ausflüge zu verschiedenen Spielplätzen (ganz wichtig!!) oder Parks, wo wir dann die Enten fütterten oder Steine ins Wasser geworfen haben. Immer beliebter wurden auch die Play Dates. Dann traf man sich morgens bei einem Au Pair zu Hause und drank gemeinsam Tee während dir Kinder zusammen spielten. So sind auch richtige Freundschaften zwischen den Gastkindern entstanden. Ich hatte ein super Verhältnis zu den Kids, sie waren wie mein kleiner Bruder und meine kleine Schwestern und auch sie akzeptierten mich als ihre große Schwester. Und auch mit meinen Gasteltern verstand ich mich super. Wir saßen oft bis spät abends bei einer Tasse Tee zusammen und haben über Gott und die Welt geredet. Die beiden wurden gute Freunde von mir. Unvergessen sind auch die Abende, die ich mit meiner Familie im Pub verbracht habe. Oder das Wochenende mit den Schwestern meines Gastvaters in Dublin, oder die Wochenenden an denen mir die eine Schwester beigebracht hat zu surfen, oder unsere Wandertouren,... Und plötzlich war mein Jahr vorbei. Ich hatte eine unbeschreiblich schöne und unvergessliche Zeit in Irland und bereue meinen Entschluss kein bisschen. Als ich dann im Juli am Flughafen saß, fragte ich mich wie es geschehen konnte, dass sich diese Familie und das Land einen so festen Platz in meinem Herz erkämpft hatte. Ich hatte das Gefühl wie wenn ein großes Stück meines Herzens in Irland zurück bleiben würde. Ich vermisste die Kids und die Familie schon zu diesem Zeitpunkt und tröstete mich, dass ich sie bald wieder sehen würde. Denn das war klar, wir würden den Kontakt halten und schon im September würde ich sie alle besuchen kommen. Und wirklich: wir telefonieren so oft es geht und schreiben uns fast jeden Tag. Ich gehöre einfach zu den Glücklichen, die behaupten können: „Ich habe da noch eine Familie und eine Heimat, und die ist in Irland!“ Und auch die Freundschaften, die man mit anderen Au Pairs geknüpft hat, sind intensiv und haben das Au Pair Jahr zu dem gemacht was es war. Auch mit ihnen bin ich noch in regelmäßigem Kontakt und wir planen unser Treffen hier in Deutschland. Das Jahr in Irland hat uns zusammen geschweißt und bei jedem Telefonat schwärmen wir spätestens nach 5 Minuten wieder von der schönen Zeit, die wir in Irland hatten und von den Dingen, die wir erlebt haben. Ich habe soviel aus dem Jahr als Au pair mitgenommen, so viele Erfahrungen gesammelt, Freunde gefunden, den „irish way of life“ kennen gelernt, eine zweite Familie gefunden, so dass ich wirklich nur sagen kann: Traut euch! Ihr werdet es nicht bereuen und in einem Jahr werdet ihr genau wissen von was ich rede!