Mein Weg als Au Pair war ein etwas anderer als der „Geläufige“.
Ich wollte immer mal ins Ausland, so viel stand fest. Deshalb kündigte ich meinen Job als Erzieherin im Frühjahr 2014 und Anfang August ging es dann nach Irland, ins County Kerry. Ich war die Nachfolgerin von Carina G., die hier auch einen Erfahrungsbericht hinterlassen hat und bei meiner Ankunft waren die 4 Kinder 6 Monate (m), 2 Jahre (w), 4 Jahre (m) und 6 Jahre (m).
Meine Gastfamilie wohnt in der „Hauptstadt“ des Countys Kerry, in Tralee. Tralee ist ein nettes kleines Städtchen, man fährt etwa 10-15 Minuten zum Meer und die Menschen dort sind so liebevoll, witzig und charmant, dass man sie einfach alle sofort ins Herz schließen muss. Auch mit dem Staff diverser Restaurants und Cafés ist man nach einiger Zeit quasi per du, da man immer wieder durch die super Qualität hingeht.
Von Anfang an wurde ich mit offenen Armen empfangen, meine Gasteltern begrüßten mich herzlich und die Kids löcherten mich bereits mit Fragen. Am Anfang ist natürlich erst einmal alles neu und ich habe mich noch orientierungslos und etwas fehl am Platz gefühlt, weil man ja noch nicht weiß, was man wann zu tun hat.
Das Einleben hat jedoch erstaunlich schnell funktioniert und als ich dann auf mich alleine gestellt war (meine Vorgängerin war noch für eine Woche da als ich kam), waren meine Aufgaben klar und ich entwickelte sehr schnell den Überblick über die routinierten Alltäglichkeiten.
Zu meinen Aufgaben zählten leichte Haushaltstätigkeiten, wie Staubsaugen, den Geschirrspüler ein- und ausräumen und ggf. anstellen sowie das zubereiten von Lunch (ein Snack gegen 12 Uhr) und manchmal auch das Dinner oder zumindest die Vorbereitungen dafür wie Kartoffeln schälen oder das Fleisch bereits kochen.
Die beiden Jüngsten habe ich zweimal die Woche gebadet, Windeln gewechselt, gerade das Baby natürlich auch gefüttert und die Flasche gegeben. Während der Schulzeit erledigte ich Hausaufgaben mit dem Ältesten, ich spielte und bastelte viel mit den Kindern, ging spazieren, löste kleinere und größere Konflikte der Kinder untereinander (ja, auch das wird es geben ;D) und band die Kinder in viele Aufgaben die rund um den Tag anfielen (Geschirr selber weg bringen, Spielsachen aufräumen etc) mit ein. Das erleichtert nicht nur die eigene Arbeit, sondern führt Kinder auch spielerisch an die Eigenverantwortung heran.
In Tralee gab es massig viele andere deutsche Au Pairs sodass ich zu keiner Zeit alleine war – es gab eine große Gruppe und mit ein paar der Mädels habe ich viele gemeinsame Trips gemacht und inzwischen sind wir eine fest zusammen geschweißte Truppe.
Heimweh hatte ich nie – ich reise viel und gerne und habe bereits für einige Jahre alleine gelebt, sodass ich an einen Ortswechsel gewohnt bin. Natürlich ist das in einem „fremden“ Land (ich war bereits zweimal zuvor in Irland) nochmal etwas anderes, aber insgesamt kann ich von mir sagen, dass ich diese Zeit ohne größere Tiefpunkte gut überstanden habe.
Die Familie wächst einem schon nach kurzer Zeit sehr schnell ans Herz. Jedes „I love you“ der Kinder wärmte mein Herz und jedes „Thank you so much for your help!“ der Gasteltern erfüllte mich mit Stolz und ich wusste: ich tat das Richtige.
Natürlich gab es auch mal Momente in denen ich unzufrieden war oder Redebedarf hatte – in diesem Fall hatte ich eine super verständnisvolle Gastfamilie bzw Gasteltern, mit denen ich jederzeit über alles reden und wir gemeinsam kleine Missverständnisse klären konnten.
Ja, es war auch mal anstrengend und ja, ich war auch mehr als einmal froh, nach einem anstrengenden Tag endlich auf mein Zimmer gehen zu können – aber das gehört dazu und hat man überall auf der Welt, wenn man mit Kindern zusammen arbeitet, die die Vorstellungen und ich formuliere es mal vorsichtig „Erwartungen“ der Erwachsenen einfach noch nicht so ganz nachvollziehen können... oder wollen. ;)
Ich kann jedem, der die Erfahrung im Ausland sucht, ein Au Pair Programm wärmstens empfehlen! Wer gerne mit Kindern arbeitet, eine fremde Kultur kennen und lieben lernen möchte, wer sich vor großen und kleinen Abenteuern nicht scheut, ist hier definitiv richtig. Auch der Kontakt zur Agentur war einsame Spitze – iSt war jederzeit für mich da, der Kontakt erfolgt einwandfrei, super schnell und ist sehr freundlich. Man fühlt sich direkt angenommen und wertgeschätzt.
Am Anfang hat jeder bestimmt Ängste und Sorgen, Zweifel, ob es wirklich das Richtige ist, was man tut. Aber lasst euch eins gesagt sein: das erfahrt ihr erst, wenn ihr euch einen Ruck gebt und es ausprobiert! Lasst euch auf ein Abenteuer ein, das nicht nur euch selbst, sondern auch euer Leben verändern wird.
Die Erfahrungen, Erlebnisse und vor allem die Liebe der Kinder sind es wert, auch mal ins kalte Wasser zu springen. Und das wichtigste für mich: ich habe eine zweite Familie gefunden, die mich zu jeder Zeit wie ein eigenes Familienmitglied behandelt hat. Und auch die Familien meiner Eltern sind mir sehr schnell ans Herz gewachsen, haben mich angenommen als gehörte ich dazu und mich eingeladen, für zwei Schwestern meiner Gastmutter habe ich auch schon das Babysitten übernommen – für mich eine große Ehre, das ich auch über meine Gastfamilie hinaus einen guten und verantwortungsvollen Eindruck hinterlassen habe.
Bei meiner Abreise gegen Ende Juli 2015 waren die Kinder dann 1 Jahr, knapp 3, 5 und 7 Jahre alt – und haben alle eine beachtliche Entwicklung gemacht! Das Baby hat laufen gelernt, meine Kleine ist trocken geworden, der Mittlere wird nach den Ferien zur Schule gehen und der Älteste hat seine Liebe für Irish Dancing entdeckt. Ich vermisse sie schon jetzt sehr und kann es kaum abwarten, sie alle wieder besuchen zu kommen!
Während meines Au Pair Aufenthaltes habe ich außerdem einen Auslandsblog geschrieben, wo man alle meine Erlebnisse und Höhepunkte über meine Zeit in Irland nachlesen kann.