Am 28.04. geht der zweite Teil meiner großen Auslandserfahrung los. Zweiter Teil deshalb, weil ich zuvor von Januar bis Ende März schon in Kenia war und dort einen Freiwilligendienst geleistet habe. Mein eigentlicher Flug soll auch schon 10 Tage vorher gehen, nämlich am 18.04. und es waren 5 Tage Zwischenstopp bei der Verwandtschaft in USA eingeplant, damit die Reise nicht 30 Stunden am Stück dauert. Dann kommt mir da so ein Vulkan in Island dazwischen, aber was will man machen. Dank des geplanten Stopps komme ich dann doch nur 5 Tage später als vereinbart und kann meine Vorgängerin Eva noch kennen lernen. Ich bin bereits das 9. Aupair in der Familie, aber der Abschied von Eva fällt trotzdem allen sichtlich schwer. Da denke ich mir nur „OHJE!, Wie soll ich so jemanden je angemessen „ersetzen“ können!?“. Aber es kommt alles ganz anders. Daniel (5) und Oliver (3) freunden sich ganz schnell mit mir an. Da meine Gasteltern Paul und Kerry extrem gastfreundlich und offen sind, haben sie zur selben Zeit wie ihr 8. Aupair noch eine Gastschülerin aus Deutschland für ein
Auslandsjahr in der 11. Klasse bei sich aufgenommen. Sie heißt Laura, genau wie ich, und obwohl sie mit ihren 17 Jahren vier Jahre jünger ist als ich, verstehen wir uns super und ich habe direkt Anschluss. Sie ist dann zwar nur noch für zwei Monate da, aber sie kennt sich überall aus und sagt immer an, was wir unternehmen und wo wir hingehen. Außerdem ist sie mir eine Superhilfe mit den Kindern, vor allem mit Tom (8), der anfangs nicht so ganz einfach ist. Dadurch dass er schon älter ist, fällt es ihm nicht so leicht, über den Verlust von Eva hinweg zu kommen und mich als neues Familienmitglied zu akzeptieren. Alle drei Jungs sind sehr intelligent, schauen unter der Woche kein Fernsehen, lesen dafür aber viel und auch richtig gut ( bis auf Oli ?). Aber selbst er kann seine Lieblingsbücher auswendig! Auch Eva ist nur noch für zwei Tage in der Familie und an meinem ersten richtigen Arbeitstag bin ich schon ein wenig nervös, ob ich auch alles richtig mache und alles klappt. Aber meine Bedenken sind unnötig, alles klappt auf Anhieb und wenn etwas nicht ganz so läuft, sind es doch nur Kleinigkeiten, die ich dann beim nächsten Mal vorher weiß und vermeiden kann. Mein normaler Tagesablauf sieht folgendermaßen aus: um 7.15 soll ich runterkommen und meinen Arbeitstag beginnen. In der Regel fange ich damit an für Tom und Dan Brotdosen zu machen, die sie mit in die Schule nehmen. Die Schule geht von 9:00 bis 15:00 Uhr. So bis etwa. 8:00 Uhr sind die Eltern auch noch da, Frühstücken, helfen den Jungs beim Anziehen und klären mit mir Besonderheiten für den Tag ab. Montags und Freitags bin ich für den Walking Schoolbus eingeteilt, das heißt ich laufe mit Tom, Dan und noch vier weiteren Kindern aus der Umgebung, mit einer gelben Warnweste bekleidet, gemeinsam mit noch einem Elternteil der anderen Kinder, zur Schule. Nach Hause kommen die beiden allein, es sei denn es regnet, dann fahre ich mit dem Familien Auto sie abholen. Damit ich mit den beiden Großen laufen kann, bringe ich Oli vorher schon in den Kindergarten. Er geht montags, dienstags und freitags. Mittwochs und donnerstags ist er bei mir, oder seinen Eltern, da Kerry jede zweite Woche mittwochs zu Hause ist und wenn sie arbeitet kommt Paul früher heim, sodass ich den Nachmittag frei habe. Jede Woche habe ich die gleichen Aufgaben, deren Erledigung ich mir frei einteilen kann. Bad putzen, Küchenzeile und Fußboden wischen, alle Räume mit Teppichboden sowie die Treppe saugen. Das gilt aber immer nur für die Räume in denen ich mich selbst auch aufhalte, sprich das Schlafzimmer und das Bad von Paul und Kerry muss ich nicht sauber machen. Genauso wie ich ihre Wäsche nicht waschen muss, nur die der Jungs und meine eigene. Durch die Selbsteinteilung habe ich genügend Freizeit mich mit anderen Aupairs zu treffen. Von der Organisation habe ich drei E-Mail-Adressen anderer Mädels bekommen, die ich anschreibe und mit denen ich mich treffe. Auch ich werde von „neuen“ Aupairs angeschrieben und habe bald meinen festen Freundeskreis. Wir gehen unter der Woche montags zur Wassergymnastik und dienstags immer ins Kino (KINOTAG!!!), ansonsten bei schönem Wetter mit den Kindern in den Park oder an den Strand. Freitags und Samstagabends geht es dann zum Feiern mit dem Bus in die Stadt, dauert ca. 20 min von meinem Wohnort Milford nach Downtown Auckland. Nach kurzer Zeit bei den Dunphys entscheide ich mich einen Italienischkurs zu machen, der von der Uni angeboten wird. Dazu müssen entweder Paul oder Kerry zwar früher von der Arbeit heimkommen, aber sie unterstützen mich dabei und ich habe viel Spaß daran. Im November stand dann das erste große Sportevent an, für das ich gemeinsam mit meiner guten Freundin Johanna trainiere. Sie ist auch Aupair aus Stuttgart und schwimmt in Deutschland beim DLRG. Obwohl ich nie im Schwimmverein war entscheiden wir uns gemeinsam, am Harbour Crossing teilzunehmen. 2,8km schwimmen im offenen Meer entlang der Harbour Bridge mit Ziel im Aucklander Hafen. Obwohl es der Geburtstag meiner Gastmama ist, kommt meine ganze Familie sowie Johannas und meine Freunde zum Ziel, um uns ankommen zu sehen. Das Rennen startet aufgrund von Ebbe und Flut bereits frühmorgens, aber meine Gastmama kommt mir zu Tränen gerührt entgegen, umarmt mich und sagt, sie sei so stolz auf mich! Spätestens da wusste ich, dass sie mich genauso lieben wie meine Vorgängerin Eva. Während meiner gesamten Zeit bei den Dunphys hatte ich kein einziges Mal Heimweh oder habe mich dort unwillkommen gefühlt! Im Oktober bekomme ich 2 Wochen Urlaub und nutze diese, um mir auch einen Teil von der Ostküste Australiens anzusehen. Im Dezember bin ich bereits als Aupair fertig, mein Bruder kommt mich über Weihnachten besuchen und wir fliegen gemeinsam mit Caro, einer Freundin von mir, an Weihnachten nach Fiji. Ich reise dann noch bis Anfang Februar auf Nord- und Südinsel, um noch mehr von Neuseeland zu sehen. Während dem Reisen habe ich immer Zwischenstopps bei meiner Gastfamilie, wo ich stets willkommen und sogar Freunde mitbringen darf. Auch meine letzten beiden Nächte in Neuseeland verbringe ich in meiner Familie. Mit einem Abschiedsdinner, zu dem Kerry auch Johanna und Caro eingeladen hat, werde ich mindestens so tränenreich wie Eva verabschiedet. Besonders den drei Jungs tschüss zu sagen fällt mir schwer, und ich weiß ganz sicher, dass „my three little boys“ für immer in meinem Herzen sein werden! Laura Rottenbacher