Kia Ora, mein Name ist Ramona (22) und ich habe das gesamte letzte Jahr in Neuseeland verbracht. Einem Land, welches ich vorher noch nie bereist hatte und welches nun einen festen Platz in meinem Herzen hat. Nach Abschluss meines Pädagogikstudiums war für mich klar: Ich möchte mir endlich einen lang ersehnten Wunsch erfüllen. Englisch lernen, die Welt bereisen und dabei auch ein wenig Geld verdienen. Ein erster Anschluss und im fremden Land und deutsche Ansprechpartner waren mir dabei wichtig. So fiel meine Entscheidung auf iSt, da neben einem offiziellen Vertrag auch organisatorische Unterstützung angeboten wird. Mit meinen Bewerbungsunterlagen habe ich mir viel Zeit genommen. Ein Brief an die zukünftige Gastfamilie, eine Fotocollage, Arbeitszeugnisse, verschiedene Referenzen verschiedener Betreuer, Arbeitgeber und Mitarbeiter. All diese Unterlagen habe ich mit großem Enthusiasmus geschrieben, zusammengestellt und angefragt, denn jedes Dokument hat mich einen Schritt näher an mein Traumziel gebracht. Am Tag, nach dem ich meine letzten Unterlagen eingereicht habe, habe ich bereits Anfragen von Gastfamilien erhalten. Ich habe mir die Zeit genommen, mit jeder Familie zu schreiben und ein Skype-Gespräch zu vereinbaren, falls die Chemie gestimmt hat. Meine Gastfamilie war schließlich klein aber fein. Siobhan meine Gastmutter und Baby Caela, die bei meiner Ankunft erst drei Monate alt sein würde. Die Orientation Days der Partneragentur haben mir den Start in Neuseeland sehr erleichtert. Man lernt nicht nur andere Au Pairs kennen, sondern bekommt gute Tipps zum Thema Jetlag, einen Erste Hilfe Kurs für Kinder, kocht zusammen und lernt worauf es bei der Arbeit als Au Pair ankommt. Wir haben ein Konto auf der Bank eröffnet, eine neuseeländische Steuernummer beantragt und eine SIM-Karte bekommen. All das unter Anleitung und immer mit einem freundlichen Lächeln, auch wenn jemand etwas zum vierten Mal nachgefragt hat. Das erste Treffen mit meiner Familie war sehr aufregend. Zwar hatten wir mehrmals auf Skype gesprochen und auch auf WhatsApp gechattet, dennoch war ich nervös. Auf so ein kleines Baby hatte ich schließlich noch nie aufgepasst. Und in vier Wochen sollte ich bereits alleine mit ihr zu Hause bleiben und die ganze Verantwortung übernehmen. Meine ersten Bedenken hatten sich in bald Luft aufgelöst, da Siobhan und eine Erzieherin von der neuseeländischen Partneragentur mir stets zur Seite standen. Siobhan und ich sind schnell Freunde geworden. Kleine Unstimmigkeiten wurden immer zeitnah bei einer Tasse Tee und Schokolade besprochen. So haben wir eine offene Kommunikation geführt und wir haben uns wirklich beide sehr wohl gefühlt. Während Caela zwei Mal täglich mehrere Stunden schlief, habe ich geputzt, Wäsche gewaschen, gekocht und mich um das Geschirr gekümmert. So war immer alles sauber bis Siobhan erschöpft von der Arbeit nach Hause kam. Manchmal bin ich dann mit unserem Hund spazieren gegangen. Die Zeit mit Caela habe ich allerdings am meisten genossen. Es war faszinierend zu beobachten, wie schnell sie sich entwickelt und lernt. Wir haben uns mit anderen Au Pairs getroffen, sind mit dem Bus zu Spielgruppen oder in die Bibliothek gefahren oder haben ausgedehnte Spaziergänge unternommen. Rund um Auckland ist meist gutes Wetter. Auch im Winter liegt kein Schnee und so findet man immer ein paar sonnige Stunden, die sich für einen Spaziergang eignen. Abends habe ich mich mit Freunden getroffen, die ich durch eine Au Pair Gruppe in meinem Vorort schnell gefunden habe. Wir haben oft zusammen einen Spieleabend gemacht, waren in Auckland abends unterwegs oder haben gemeinsam einen Tanzkurs besucht. Außerdem habe ich mich in meiner Freizeit aufs Fahrrad gesetzt und bin an den Strand gefahren. In meinem Vorort von Auckland war dieser nur 20 Minuten entfernt! Nach vier Wochen hatte ich aber mit dem Fahrrad so ziemlich jedes Ausflugsziel in der Nähe erkundet und mir dann ein Auto gekauft. In Neuseeland ist das ganz unkompliziert. Von da an habe ich mit meinem kleinen Camper Wochenendausflüge von Cape Reinga bis Taupo unternommen. An nur einem Tag kann man den Sonnenaufgang über dem Pazifik beobachten, gigantische Sanddünen hinunterlaufen, Kuhweiden überqueren, Schafe streicheln, dem Gesang von Tui-Vögeln im Regenwald lauschen und den Sonnenuntergang über den Wellen der stürmischen Tasmanischen See bestaunen. Viele Museen haben freien Eintritt und zeigen wunderbare Ausstellungsstücke der frühen Siedlerzeit und der Maori-Kultur. Nach einem halben Jahr habe ich abends angefangen in einer Bar zu arbeiten. Etwas Abwechslung zum Au Pair Alltag und etwas dazu verdienen für die Urlaubskasse. Schließlich hatte ich noch acht Reisewochen vor mir. Nach zehn Monaten war es dann auch schon vorbei. Meine Zeit als Au Pair war vorüber. Es hieß Abschied nehmen. Von meinem Alltag, meiner Routine, der Bequemlichkeit meines Zimmers und vor allem meiner Gastfamilie. Ein neuer Abschnitt meiner Reise begann und ich verbrachte die nächsten sechs Wochen auf der Südinsel. Diese ist landschaftlich ganz anders als die Nordinsel. Alpen und Meer, Seite an Seite. Delfine, Keas, Seelöwen und Pinguine. Doch eines blieb gleich: die Freundlichkeit und Herzlichkeit der Menschen. Caela ist währenddessen gewachsen und gewachsen und gewachsen. Heute hat sie nichts mehr gemeinsam mit dem Baby, das sie vor genau einem Jahr war. Unzählige gewechselte Windeln und gefütterte Fläschchen später, isst sie am liebsten Erdbeeren, krabbelt auf der Jagd nach dem Hund durch die Wohnung und gräbt den Strand auf der Suche nach Muscheln um. Mein Aufenthalt als Au Pair hat mich persönlich geprägt und gestärkt. Mittlerweile sind englischsprachiger Sarkasmus, Ironie und Idiome kein Problem mehr. Doch nicht nur was mein Englischlevel betrifft, habe ich mich weiterentwickelt. Ein Aufenthalt so weit entfernt von Zuhause ermöglicht einem, sich selbst kennenzulernen. Im Ausland gibt es keine das-sieht-dir-ja-gar-nicht-ähnlich-Stimmen und so kann man verschiedene Dinge ausprobieren, immer mit der Sicherheit der Gastfamilie im Hintergrund. Ich habe so beispielsweise den Mut gefunden, meinen Tauchschein zu machen und habe eine viertägige Wanderung unternommen. Auch das Selbstbewusstsein, welches man gewinnt, darf man nicht unterschätzen. Vor 1,5 Jahren hätte ich mir nicht gedacht, dass ich im Ausland eigenständig ein Auto kaufen und verkaufen, in einer Bar arbeiten und nachts im Dunkeln wandern gehen würde. Vor Neuseeland war mein Leben hektisch und ich stets gestresst. Heute ist meine Familie erstaunt von der Ruhe und Gelassenheit, mit der ich vor zwei Wochen zurückgekommen bin. Ich bin von meinem Aufenthalt in Neuseeland noch immer ganz begeistert und kann es jedem wirklich empfehlen! Ich habe in kurzer Zeit sehr viel gelernt und unbezahlbare Erfahrungen gemacht, die mir für immer in Erinnerung bleiben werden. Kurz vor meinem Abflug habe ich meine Gastfamilie nochmals besucht und einen wunderschönen Tag mit Siobhan, Caela und unserem Hund verbracht. Ein Gefühl des Heimwehs beschlich mich bereits als sich die Haustür ein letztes Mal hinter mir schloss. Aber ich habe noch die Worte meiner Gastmutter im Ohr: „Ich bin mir sicher, wir sehen dich bald wieder.“