Das Abi war geschafft – ich freute mich auf eine Auszeit vom Schul- und Prüfungsstress. Schon acht Monate bevor ich die Schule beendete, bewarb ich mich für das Programm Aupair in Neuseeland bei IST -
Sprachreisen. Ich stellte ausführliche Bewerbungsunterlagen zusammen und machte in den Winterferien ein 2-wöchiges Praktikum im Kindergarten. Die Mitarbeiterinnen von IST teilten mir mit, dass die Gastfamilien besonderen Wert auf gute Kinderbetreuungsreferenzen legen. Ich reichte also drei verschiedene Referenzen ein. Zwei aus meinem Bekanntenkreis, wo ich regelmäßig die Kinder betreut hatte und eine Referenz ausgestellt von der Leiterin des Kindergartens. Die Unterlagen wurden von IST im Januar nach Neuseeland verschickt – im August plante ich den Aufenthalt zu beginnen. Nun hieß es auf den Anruf einer Gastfamilie zu warten. Mir wurde gesagt, dass sich die Familien nicht sehr weit im vorab entscheiden und ich damit rechnen müsste, erst ein bis zwei Monate vor meinem gewünschten Starttermin ein Familienangebot zu erhalten. Ende April meldete sich die Mitarbeiterin von IST jedoch bereits telefonisch bei mir und erklärte, dass es zwei verschiedene Familien gibt, die gern mit mir in Kontakt treten würden. Ich schickte an jede Familie eine E-Mail in der ich mich noch einmal kurz vorstellte. Beide Familien meldeten sich sofort bei mir zurück. Wir vereinbarten ein Telefoninterview und ich sprach wenige Tage nach dem ersten E-Mail Kontakt mit meiner späteren Gastfamilie. Die zweite Familie hatte sich leider recht schnell für eine andere Bewerberin entschieden, sodass es gar nicht zu einem Telefonat kam. Meine spätere Gastfamilie schickte mir Fotos von sich und den Kinder (Steven 2 Jahre und Sophie 6 Jahre) sowie von Auckland. Wir blieben bis zur meiner Abreise im August im regen E-Mail Kontakt. So lernte ich die Familie schon vorher recht gut kennen und wusste, was in etwa von mir erwartet wurde. In Auckland angekommen war es kalt und windig – Winter in Neuseeland. Meine Gastfamilie holte mich am Flughafen ab. Die Kinder waren vom ersten Tag an offen und neugierig mir gegenüber. Ich schloss sie schnell in mein Herz. Alle nahmen mich herzlich auf, was mir die Eingewöhnung vereinfachte. In den ersten Tagen besprach Marie meine Gastmutter mit mir den „Weekly Schedule“. Es wurden mir also meine Aufgaben in der Kinderbetreuung und im Haushalt erklärt. Nach wenigen Wochen hatte ich schon Routine in meinen Aufgaben. Aufgrund der Arbeitszeiten der Gasteltern war eine Aufteilung meiner täglichen Arbeitsstunden notwenig. Ich arbeitete an drei Tagen in der Woche 6 Stunden und an zwei Tagen 9 Stunden. Am Wochenende hatte ich meist frei. Manchmal gingen meine Gasteltern am Samstagabend aus und baten mich, dass ich abends das Babysitten übernehme. Dies war für mich kein Problem. Meist lud ich mir eine Freundin ein und wir schauten gemeinsam DVD’s. Meine Gastfamilie bemühte sich stets, mich wie ein Mitglied der Familie zu behandeln. Manchmal jedoch wollten sie unter sich sein, wofür ich Verständnis zeigte, denn auch ich brauchte hin und wieder meine Zeit ohne die Familie. An meinen freien Wochenenden unternahm ich dann Kurzausflüge zusammen mit meinen Aupair Freundinnen. Wir besuchten Nationalparks, gingen zum Strand, besuchten Meeresmuseen oder schlenderten einfach durch Auckland. Günstige Telefontarife machten es einfach mit meinen Lieben Zuhause in Deutschland in Kontakt zu bleiben. Ich kaufte mir eine Pre-Paid Card, mit der ich von öffentlichen Telefonen überall Zuhause anrufen könnte. Die Gasteltern erlaubten mir auch die Nutzung des Computers um E-Mails nach Hause zu schreiben. Manchmal verschickte ich diese jedoch auch von einem Internetcafe in der Stadt. Ich lebte 10 Monate bei meiner Gastfamilie. In dieser Zeit lernte ich sehr viel fürs Leben dazu. Ich wurde selbstständiger, offener für Neues und durch den täglichen Umgang mit den Kindern auch verantwortungsbewusster. Nach meiner Zeit bei der Familie bereiste ich noch einen Monat die Südinsel, bevor ich Ende Juni von Wellington aus die Heimreise antrat. Ich verließ Neuseeland mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Die Vorfreude meine Eltern, Geschwister und Freunde in Deutschland wiederzusehen war riesengroß. Meine Gastfamilie in Auckland war allerdings auch zu einer Art „zweitem Zuhause“ für mich geworden und auch die Freunde zurückzulassen fiel mir sehr schwer. Die Zeit in Neuseeland hat mich sehr geprägt und wird für mich stets unvergesslich bleiben. Ich lernte wunderbare und liebenswerte Menschen kennen und schloss viele Freundschaften fürs Leben. Danke IST-Sprachreisen, dass ihr mir diesen Aufenthalt ermöglicht habt. Eure, Sophie Erden