Erfahrungsbericht: Au-Pair in Neuseeland Pukekohe, Auckland von Kirsten Müller
Puh,… wieder einmal ein wenig Ruhe –die Kids sind zur Schule, ich hab Staub gewischt, Holzböden gewischt und die zweite Ladung Wäsche in der Waschmaschine, während die erste Ladung draußen in der Morgensonne trocknet. Ein ganz normaler Montagmorgen. Ich soll einen Bericht für IST schreiben, da meine Au-Pair Zeit nun fast vorüber ist, einen Erfahrungsbericht über meine letzten acht Monate in Neuseeland, dabei könnte ich darüber doch ein ganzes Buch schreiben. Aber von Anfang an: Ende des Jahres, das Abitur steht kurz bevor, viele Kurskameraden wissen schon genau, was sie danach wollen. Ich nicht… aus einem Spaß „Ich wollte doch schon immer mal nach Neuseeland, vielleicht kann ich da ja einen Job finden.“ Entwickelt sich kurzerhand eine Bewerbung bei IST-Sprachreisen als Au-Pair in Neuseeland. Kinder lagen mir schon seit langer Zeit am Herzen – seien es Verwandte oder Freunde, ich war gern der Babysitter. Dann war erstmal Ruhe und nach einigen Monaten (Anfang Juni) bekam ich Panik – ich wollte doch im Juli gehen.
Ich habe Fragen an IST geschickt und wenige Wochen später hatte ich vier Familien zur Auswahl, zwei davon konnte ich sofort ausschließen, die anderen zwei waren mir beide sympathisch – es wurde zu einer Entscheidung aus dem Bauch heraus. Familie Martin sollte es sein. Die Familie wollte, dass ich so schnell wie möglich starte, also Visum beantragen und Flug buchen und los ging’s am 24.Juli.
In der Zwischenzeit hatte ich die Familie durch e-Mails und Skype Gespräche recht gut kennen gelernt. Die lieben Damen von IST konnte ich dabei noch bis kurz vor meinem Flug mit Fragen via Telefon oder E-Mail bombardieren und sie haben jederzeit geduldig geantwortet. Noch kurz von allen Freunden und Verwandten verabschiedet und ab zum Flughafen. Der Flug war lang, aber gar nicht so aufregend wie man sich’s vorstellt. Ich habe überwiegend geschlafen. Am Flughafen in Auckland wurde ich dann von meinen Gasteltern und den zwei jüngeren Mädchen herzlich empfangen und durfte schon ihre Hände halten als wir auf dem Weg zum Auto waren, während mein Gastvater Paul mein Gepäck geschleppt hat und meine Gastmutter Yvette ein freundliches Gespräch mit mir führte, auf der 45minütigen Autofahrt nach Pukekohe wurden viele Fragen gestellt und ich hatte die erste Möglichkeit die wunderschöne Landschaft Neu Seelands zu betrachten. Ich war überrascht wie offen die Kinder mir gegenüber waren. Immerhin war ich das erste (und so wie es jetzt aussieht auch letzte) Au-Pair der Familie. In der ersten Woche hatte ich nur die beiden jüngeren Mädels Ruby (6) und Ella (8). Es waren Ferien und ich hatte schon Panik, dass es zu stressig werden würde, aber meine Gasteltern waren ganz entspannt und haben mir für die ersten zwei Wochen nur die Kinderbetreuung als Aufgabe gegeben, damit ich mich ein wenig an alles gewöhnen konnte. Am Anfang hatte ich Probleme mit dem Kiwi-Slang – man gewöhnt sich an “yeah“, “jandals“ (Flip-Flops) oder “mate“ genauso schnell wie an die Vorliebe für Rugby und Cricket. Auch Ruby, die eher aussieht als wäre sie 4 Jahre hat mir mit ihrer noch sehr kindlichen Sprache am Anfang Probleme bereitet, aber die anderen Kids oder auch die Gasteltern (am Ende sogar Ruby selbst “You know, I mean, when you do….“) haben mir immer weiter geholfen. Auch wenn ich im deutschen Englischunterricht (Grundkurs) nur mit befriedigend benotet wurde, hat man mir hier von Anfang an gesagt, dass mein Englisch gut wäre. Sogar meine Gasteltern hätten schlechteres Englisch erwartet – also darüber braucht sich keiner Sorgen machen. Am ersten Wochenende ging es mit meinem Gastvater und den beiden Mädels nach Whakatane zu seinen Eltern, wo ich Finn (10) und Neve (12) kennen lernen konnte. Die Kinder waren super!! Manchmal musste man sich zwar ein “You are not mum!“ oder “I hate you!“ anhören oder einen Wutanfall gefallen lassen, aber eine Umarmung, ein Kuss auf die Wange oder auch nur ein Lachen ließ das wieder vergessen. Selbst Neve teilt mir nun ihre Geheimnisse, Probleme oder Sorgen mit, dabei war sie über die gesamten ersten drei Monate total distanziert. Bei Ruby lagen Hass und Liebe immer sehr nah beieinander, es konnte sich von Sekunde zu Sekunde ändern. Aber im Grunde sieht man einfach nur, dass alle Kinder verschieden sind und verschieden reagieren und man lernt von Zeit zu Zeit damit umzugehen. Alle vier Kinder gehen zur Schule- was den Alltag um einiges vereinfacht.
Ferien, können richtig hart werden, vor allem wenn es regnet – das hab ich gelernt, aber während der Schulzeit war alles super. Meine Gastmutter arbeitet als Zollbeamtin beim Flughafen in Auckland in Schichtarbeit. 2 Tage Frühschicht (von 4 bis 15Uhr aus dem Haus), 2 Tage Normalschicht (von 9 bis 20Uhr aus dem Haus), 2 Tage Spätschicht (entweder von 16 bis 3Uhr oder von 20 bis 7Uhr aus dem Haus) und dann 4 Tage frei, das heißt manchmal musste sie am Wochenende arbeiten, manchmal nicht. Mein Gastvater ist Manager einer Werbedruck Firma in Manukau (ein Vorort von Auckland) und ist von Montag bis Freitag von 6 bis 18Uhr aus dem Haus.
Grundsätzlich war es meine Aufgabe, alles was die Kinder betrifft zu erledigen.
Das heißt: 4 Lunchboxen fertig zu machen (dabei ist manchmal Kreativität gefragt, wenn die Gastmutter vergessen hat einzukaufen), sicher gehen, dass alle Kinder eine saubere Schuluniform tragen, Haare gekämmt sind (oder bei den Kleineren kämen und flechten oder zurückstecken), Frühstück für alle vier zubereiten, Zähne putzen überwachen, alle Kinder zum Betten machen und Zimmeraufräumen bewegen, danach durfte gespielt werden. Neve musste um 8Uhr los zur Schule, die anderen drei um 8:30Uhr.
Sobald sie aus dem Haus waren => Hausarbeit. Im Grunde allen Dreck der Kinder entfernen. Wäsche waschen, aufhängen, zusammen legen und in die Schränke sortieren (der Trockner wird nur bei Regenwetter benutzt und gebügelt werden nur Hemden und Blusen, Wäsche wird nicht nach Farbe sortiert, alles wird bei 40Grad zusammen gewaschen), Staubsaugen, Geschirr waschen,… . Zweimal die Woche Badezimmer putzen und Holzböden wie Fliesen wischen.
Die Jüngeren kommen um 15Uhr nach Hause, dann heißt es: Taschen ausleeren, einen kleinen Snack einnehmen, Hausaufgaben machen.
Die drei Grundschüler bekommen jeden Montag einen Hausaufgabenzettel, den sie im Laufe der Woche ausfüllen müssen und am Freitag werden die Hausaufgaben dann eingereicht. Um 16Uhr kommt Neve von der Schule, gleiches Spiel, allerdings bekommt sie unregelmäßig Hausaufgaben. Mindestens jeden zweiten Tag werden die Kinder nacheinander vorm Essen in die Badewanne gesteckt (ich muss Ruby und Ella die Haare waschen), danach Essen kochen. Mein Gastvater hatte den Wunsch geäußert, dass die Kinder schon bevor er zu Hause ist mit dem Essen anfangen sollen, wenn meine Gastmutter zu Hause ist kocht sie und sie essen alle zusammen. Und zu all dem kommen dann noch Rugbytraining, Balletstunden, Reitstunden und Verabredungen. Dann von Zeit zu Zeit Babysitten am Abend oder an Wochenenden, Kinder ins Bett bringen, wenn die Eltern später nach Hause kommen,… . Selbst wenn es sich alles total stressig anhört – es ist nur halb so schlimm. So kam es, dass ich vor wenigen Wochen als die Mutter von Ruby gehalten wurde, als ich sie von der Schule abholen wollte. Oder man mich aufgrund des verbesserten Englischs und dem sehr extremen Teint, den ich hier bekommen habe, beim Einkaufen für eine Brasilianerin gehalten wurde, was bei meinen Gastkindern großes Gelächter ausgelöst hat. Am Anfang wirkt alles noch total fremd, aber ich hatte mir nie vorstellen können, dass man sich so schnell eingewöhnt. Meine Gastfamilie ist aktives Mitglied einer Kirchengemeinde, so kam es, dass ich nach wenigen Wochen fester Teil der Jugendgruppe (12-30Jahre) war und dort viele Freunde gefunden habe. Kirche ist hier aber ganz anders, mit Bass und E Gitarre mit Schlagzeug und Keyboard und vor allen Dingen mit fun.
Durch die Freunde hab ich die neuseeländische Kultur kennen gelernt und vor allem mein Englisch verbessert. Die Jugendlichen haben viele Wochenendtrips mit mir unternommen um mir alles von ihrem atemberaubenden Land zu zeigen: Am Strand zelten, „fireball-soccer“ (ein Fußball wird mit in Petroleum getränkten Tüchern umwickelt und angezündet, dann wird um Dunkeln Fußball gespielt), Geburtstag mit Strandfußball und BBQ - es war immer irgendetwas verrücktes geplant.
Dann gab es noch die Au-Pair Treffen, nach Auckland bin ich nie gegangen, die Fahrerei war mir einfach zu viel, aber einige Au-Pairs aus den Dörfern rundherum haben sich einmal die Woche in Pukekohe getroffen, auch da bin ich nicht oft hingegangen, mir war es wichtiger Kiwi-Freunde zu finden als Deutsch zu reden (das kann ich auch nur jedem empfehlen), aber es war gut zu wissen, dass man bei Fragen jemanden im gleichen Alter in der gleichen Situation ansprechen konnte. Ich bin natürlich auch viel gereist. Ich stehe jetzt kurz vor meiner Südinsel Reise, die ich unbedingt noch machen wollte bevor es nach Hause geht.
Aber hier in Neuseeland ist jeder Ort wunderschön, die Leute sind nett und hilfsbereit, das Wetter ist zwar wechselhaft, aber ich bin kälteres Wetter aus Deutschland gewohnt, Weihnachten im Sommer, Silvester am Strand unter Palmen. Das Beste für mich: Einen lebenden Kiwi zu sehen. Ich hatte immer gedacht, sie seien wesentlich kleiner. Alles in allem ist der ganze Aufenthalt wie ein Traum, selbst wenn mal Auseinandersetzungen mit den Gasteltern, Heimweh oder Sorgen auftreten, jede Sekunde in der man neuseeländische Luft ein atmet macht es alles wieder gut. Ich werde auf jeden Fall versuchen wieder zu kommen und einige Kiwi-Freunde wollen mich auch besuchen kommen. So werde ich Neuseeland mit einigen Kilos mehr (das Essen schlägt einfach auf die Hüften) und vielen Erfahrungen mehr verlassen und muss wohl oder übel wieder zurück nach Deutschland.
Auch wenn mein Traum jetzt fast zu Ende ist – ich kann dir nur empfehlen, den Schritt zu wagen, die Chance bekommt man wohl nie wieder und die Erfahrungen kann einem keiner nehmen.
Lebe als Au Pair oder Demi Pair im Land der Kiwis und Maori. Lerne durch deine Gastfamilie den neuseeländischen Lifestyle kennen und werde zur Bezugsperson für die Kinder. Gemeinsam macht ihr Ausflüge zum Strand oder in die Berge, oder geht zur Playgroup. Dort trifft du viele andere Au Pairs mit denen du deine Freizeit verbringen und durch das Land reisen kannst.
Interessiert? Dann informiere dich hier und starte dein Abenteuer!