Auch wenn es eine sehr ungewöhnliche Zeit gewesen ist und ganz anders kam als gedacht, war es doch eine unglaubliche Erfahrung, die ich nicht mehr missen möchte. Doch dazu später mehr :-) Begonnen hat das Ganze im Herbst. Nachdem mein Studium nicht das war, was ich mir vorgestellt hatte, wollte ich etwas Neues und ganz anderes machen. Eine Freundin war als Au Pair in den USA, ich habe sie auch dort besucht und da stand für mich fest: so etwas will ich auch einmal machen! Gesagt, getan. Im Oktober bewarb ich mich bei iSt und wenige Wochen später hatte ich auch schon die Zusage fürs Programm. Dann hieß es: Dear Hostfamily-Brief schreiben, Collage basteln, Unterlagen ausfüllen, zum Arzt gehen, und und und. Die Mitarbeiter von iSt standen immer für Fragen bereit; auf E-Mails wurde immer sofort geantwortet und man hat sich insgesamt gut betreut gefühlt. Im Januar dann trafen die ersten Anfragen von Familien ein. Ich war super aufgeregt und nervös. Innerhalb eines Monats hatte ich 10 interessierte Familien, und im Februar habe ich mich dann für meine (erste) Gastfamilie in Missouri entschieden. Jetzt wurde es also Ernst: ich sollte tatsächlich im Mai in die USA fliegen! Nachdem sich die Schmetterlinge im Bauch gelegt hatten, hieß es ranklotzen: Visum beantragen, nach Berlin zur Botschaft fahren, Geschenke besorgen, Koffer packen. Die Zeit bis zum Abschied verging sehr schnell und der Tag des Abschieds war da. Dieser verlief besser als gedacht, ich war zwar sehr traurig und es flossen auch ein paar Tränchen, doch insgeheim war ich viel zu aufgeregt und nervös. In Frankfurt traf ich dann auch viele andere Au Pairs und man konnte sich gegenseitig austauschen. Die Woche in New York war sehr aufregend. Alles ist so groß, laut und bunt! Man traf Mädels aus aller Welt und konnte sich schon mal mit den ersten Macken der Amerikaner vertraut machen ;-) Am Ende der Woche ging es dann zu den Familien. Ich wurde sehr herzlich in St. Louis empfangen. Insgesamt lief die Ankunft und das Kennenlernen sehr gut. Die ersten Wochen waren anstrengend, aber auch interessant. Ich hatte kein Heimweh, was vielleicht auch daran lag, dass ich wirklich herzlich behandelt wurde und auch ein paar Leute kennengelernt hatte, mit denen ich unterwegs war. Mir fiel allerdings schon in den ersten Tagen auf, wie frech und respektlos die 4 Mädels untereinander umgingen und sich auch den Eltern gegenüber so verhielten. Es verging kein Tag ohne Streitereien und Tränen. Nach knapp einem Monat redete ich mit den Eltern darüber, und alle versprachen Besserung. Jedoch änderte sich nicht viel und ich entschloss mich, die Familie zu wechseln. Diese Zeit war schwer, aber ich wurde durch meinen Area Director bestens Unterstützt und fand nach 10 Tagen eine neue Gastfamilie in Boulder, Colorado. Dorthin flog ich dann im August, und ich kann zurückblickend sagen: es war die Beste Entscheidung die ich je treffen konnte. Schon vom ersten Tag an habe ich mich unglaublich wohl gefühlt. Die Familie war so lieb, und ich schloss die 3 Kids vom ersten Tag an ins Herz. Wir hatten eine tolle Zeit zusammen. Mein Großer, Colin (5) ging full day in den Kindergarten, Ainsley (3) drei Tage die Woche halbtags in die pre-school, und so war ich viel mit Alexa (7 Monate) alleine. Aber langweilig wurde es nicht: wir waren auf Spielplätzen, in der Mall, wandern, haben lange Spaziergänge unternommen, zusammen mit Ainsley gemalt und gebastelt, Kekse gebacken, und natürlich gespielt, gespielt, gespielt. Die Tage, an denen ich alle Kinder Zuhause hatte, waren anstrengend, aber wir waren eigentlich immer beschäftigt mit playdates und sonstigen Aktivitäten. Die Wochen vergingen wie im Flug. Im September war ich zusammen mit meiner Famile in San Francisco und haben die Großeltern der Kinder besucht. Ich hatte einen kompletten Tag für mich und konnte die Stadt kennenlernen. Boulder wurde innerhalb weniger Wochen zu einem zweiten Zuhause für mich. Es war immer etwas los und es wurde nie langweilig dort. Ich fand viele gute Freunde, mit denen ich sehr viel unternahm. Wir waren oft in Denver und haben das Nachtleben genossen ;-) Halloween, Thanksgiving und Weihnachten waren Höhepunkte, die ich zusammen mit meiner tollen Gastfamilie und deren Freunde erleben durfte. Umso härter traf mich die Nachricht im Dezember, dass meine Gastmutter ihren Job verliert und sie mich dann nicht mehr behalten können. Es brach eine Welt für mich zusammen. Ich war endlich angekommen in den USA, hatte ein super Leben dort und war einfach nur glücklich. Schweren Herzens traf ich die Entscheidung, ein weiteres Mal die Familie zu wechseln und fand nach einigen Problemen eine Familie in Ashburn, Virginia. Also hieß es im Januar: erneut Koffer packen und umziehen. In Virginia verbrachte ich dann die letzten 4 Monate mit 3 Jungs, Robert, 6, und den Zwillingen Gunnar und Carter 4. Auch mit dieser Familie hatte ich Glück, ich wurde herzlich aufgenommen und schnell integriert. Ich fand neue Freunde und habe auch hier viel gesehen. Im Mai, zum Ende meines Jahres, kehrte ich zu meiner Gastfamilie nach Colorado zurück, um sie zu besuchen. Meine Eltern haben mich dort besucht und wir haben eine 2-wöchigen Roadtrip von Denver bis nach San Francisco unternommen. Das war wohl die Beste Zeit des ganzen Jahres. Die letzten 2 Wochen habe ich dann in Los Angeles und New Orleans verbracht, bevor es wieder zurück nach Denver ging, um meiner Koffer zu schnappen und zurück nach Deutschland zu fliegen. Insgesamt war dieses Jahr wohl das Beste, was mir passieren konnte, auch wenn alles anders kam als geplant. Ich bin immernoch sehr mit Colorado verbunden und bezeichne es immernoch als meine 2. Heimat. Ich bin ein Familienmitglied geworden und freue mich schon jetzt darauf, zurückzukehren und "meiner" Familien einen Besuch abzustatten. Das Au Pair Jahr war eine super Zeit, die sich schwer in Worte fassen lässt. Man muss es einfach erleben. Danke an iSt und die amerikanische Partneragentur EurAuPair für eine tolle, ereignisreiche und vor allem lehrreiche Zeit in den USA!