Schon früh war für mich klar, dass ich ein Jahr in Amerika verbringen möchte. Eigentlich wollte ich immer ein High School Jahr machen, aber die Schulzeit verging dann doch schneller als ich dachte und vor dem Abitur wollte ich es dann auch nicht mehr. Da ich Kinder liebe, fiel die Entscheidung für ein Au Pair Jahr nicht schwer- meine Familie und Freunde unterstützten mich in meinem Vorhaben. Die Vermittlung durch die Agentur ging ganz schnell. Ein paar Formulare ausgefüllt, ein paar Telefonate und schon hatte ich meinen Termin zum Interview in Frankfurt. Aufgeregt war ich natürlich ein bisschen, aber es lief alles ganz freundlich und unkompliziert ab. Schon nach ein paar Tagen wurde mir per Post mitgeteilt, dass ich in die Agentur aufgenommen wurde. Nachdem ich schließlich meine komplette Bewerbung mit Brief an die Gastfamilie, Collage und Referenzen eingereicht hatte ging dann auch alles ganz schnell. Für mich war es eigentlich recht egal wohin ich komme, solange ich eine nette Familie finde, bei der ich mich wohl fühlte. Mein Wunsch war es auf jüngere Kinder aufzupassen. Die dritte Familie, die mit mir Kontakt aufgenommen hatte kam mir direkt sehr sympathisch vor. Tiffany und Brian mit Olivia (3) und Carter (1) aus Eagle, Colorado. Will ich wirklich mitten in die Rocky Mountains? Denver war 2 Stunden entfernt und auch auf der Landkarte gab es nicht viel drum herum! Ich habe mich aber sehr intensiv mit den Gasteltern und dem aktuellen Au Pair unterhalten und es schien so, als gäbe es doch jede Menge Freizeitmöglichkeiten. Ich beschloss mich auf das Abenteuer in den Bergen einzulassen. Am 16. Mai ging es dann auch schon los. Der Abschied von meiner Familie und Freunden ist mir nicht sehr schwer gefallen, weil ich mich intensiv auf das Jahr im Ausland vorbereitet hatte. Direkt am Flughafen in Frankfurt bin ich schon auf viele andere Au Pairs getroffen, mit denen ich die Zeit in NYC verbringen würde. Nachdem wir den Workshop in New York abgeschlossen hatten und viel von der Stadt gesehen haben ging es freitags auch weiter zu unseren Gastfamilien. Am Flughafen in Eagle wurde ich auch sehr herzlich von Tiffany und Brian begrüßt, Olivia und Carter waren schon im Bett, da ich erst um 22 Uhr ankam. Doch als ich die Kinder dann kennen lernte, schloss ich sie schnell ins Herz und wir hatten ein wunderbares Jahr zusammen. Olivia war an zwei Tagen im Kindergarten und ich habe die Zeit nur mit Carter verbracht. Die meiste Zeit waren wir draußen, da das Wetter in Eagle, CO mit 360 Tagen Sonnenschein meistens wunderbar war. Nur im Winter wurde es bei -30°C manchmal richtig kalt. Mit den Kindern habe ich so ziemlich jede Aktivität gemacht, die möglich war. Vom spielen auf den Spielplatz, schwimmen, malen und basteln bis hin zu kleinen „Wanderungen mit Bärenjagd“, Playdates, Töpfern, Backen ETC. Im August hatte mich meine Gastfamilie mit in den Familienurlaub nach Florida und Alabama mitgenommen. In dem gesamten Jahr geht zwar hauptsächlich, aber nicht nur um Kinderbetreuung. Colorado bietet wirklich jede Menge Freizeitangebote. Ich habe direkt im Skigebiet gewohnt und meine Gastfamilie ist für meinen Skipass aufgekommen. Ich habe jedes Wochenende im Winter auf der Piste verbracht und durch die ganzen Touristen jede Menge Leute aus ganz Amerika kennen gelernt. Im Sommer habe ich verschieden Wochenendtrips gemacht oder wir sind einfach nur so Zelten gefahren oder mal nach Denver. Anfangs habe ich noch sehr viel Zeit mit anderen Au Pairs verbracht, nachdem sich dann aber meine beste Freundin (auch ein Au Pair aus Deutschland) beim Snowboarden mit mir beide Handgelenke gebrochen hatte und nach einer Not-OP etc. wieder zurück nach Deutschland musste, fing ich immer mehr an mit meinen Einheimischen Freunden Zeit zu verbringen, bis ich mich schließlich komplett von Au Pairs abkoppelte. Durch diese Entscheidung ist mein Englisch noch besser geworden und ich hatte einen noch genaueren Einblick in das Leben eines typischen Amerikaners. So bin ich zum Beispiel auf Snowmobil- Touren gegangen, Wandern, Schießen, etc… Mein Leben hat sich durch meine amerikanischen Freunde noch mal sehr verändert. Es ist einfach ein gewaltiger Unterschied ob man seine Zeit mit Ausländern oder Einheimischen verbringt, da diese auch versucht haben mir dieses Jahr so erlebnisreich wie möglich zu gestalten. Zum College bin ich auch gegangen. Mein Lieblingskurs war das „Beginning Ice-Climbing“! Nicht nur im Sommer ist das Klettern in Colorado möglich, sondern auch im Winter- an gefrorenen Wasserfällen. Es war ein Wochenendkurs und wir waren eine kleine Gruppe, die zusammen Spaß haben wollte. Es war wirklich eine ganz besondere Erfahrung, da ich nie im Leben daran gedacht hätte, so etwas in meiner Freizeit zu machen. Das es gefährlich ist, ist keine Frage, aber der Adrenalin-Kick ist unbeschreiblich und ich habe sogar meine Höhenangst besiegt! =) Da die Wasserfälle jedoch sooo viel Kälte abgestrahlt haben und es generell sehr kalt war, habe ich mich nach dem Kurs erstmal mit Grippe im Bett wieder gefunden. No Risk- No Fun! Am Ende meines Au Pair Jahres habe ich natürlich noch meinen Reisemonat genutzt. Meine Freundin, die den Snowboardunfall hatte, ist extra noch mal in die USA gekommen um mit mir zu reisen. Ich hätte keinen besseren Reisepartner finden können. Wir hatten einen Trip entlang der Westküste gebucht und sehr viel gesehen und erlebt. Für mich persönlich ist Colorado jedoch der schönste Staat. Das Klima ist angenehm und die Vielfältigkeit die Colorado bietet fasziniert mich sehr. Wo gibt es das sonst, dass ein Bär und ein Puma direkt bei dem Wanderweg hinterm Haus leben und man auf der Straße einem Cowboy begegnet? Abschließend kann ich sagen, dass mein Au Pair Jahr in Colorado wohl die beste Entscheidung meines Lebens war. Ich habe mich persönlich extrem weiterentwickelt und so viel dazu gelernt. Ich kann es nur jedem empfehlen, ein Au Pair Jahr zu machen, da einem diese Erfahrung niemand nehmen kann und man nur an der Herausforderung wachsen kann. Marie Mühle