Meine Schulzeit neigte sich mit dem Näherrücken des Abiturs deutlich dem Ende zu. Nach all dem Lernstress wollte ich mich aber nicht gleich ins Berufsleben oder in neuen Lernstress in der Uni stürzen, daher habe ich mich für ein Jahr als AuPair entschieden. Diese Entscheidung (wie sich später rausstellen sollte) war die beste, die ich wohl in meinem bisherigen Leben getroffen habe. Nachdem ich mich bei iSt beworben hatte (iSt deshalb,weil sie die beste Betreuung und Finanzierung bieten und ich bislang nur gutes gehört hatte) musste ich relativ lange auf einen ersten Kontakt mit einer potenziellen Familie warten, da ich mich übereifrig schon viel zu früh beworben hatte. Im April war es dann endlich soweit, dass plötzlich ein Anruf kam von einer Familie mit 3 Kindern im Raum Chicago,IL. Völlig überrascht stotterte ich ein wenig am Telefon, was sich aber dann schnell legte. Dies sollte jedoch nicht der letzte Kontakt mit potenziellen Familien bleiben, denn schon bald war mein Emailaccount (teils auch wegen der mitgesendeten Bildern der Familien) voll und ich war mitten drin die wohl wichtigste Entscheidung zu treffen : welche Familie sollte ich nehmen? Würden die Kinder mich mögen? Ist das wirklich die richtige Entscheidung? Dann bekam ich einen Email von einer Familie mit 2 Kindern (Mädchen : 2 Jahre alt, Junge : 4Jahre alt) aus Glenview,IL (Vorort von Chicago) und ich wusste sofort: diese Familie oder keine! Sie waren mir allesamt von Anfang an sehr sympathisch und auch das erste Telefonat mit meiner zukünfitgen Gastmutter bestätigte mich darin nur noch mehr. Nun ging alles sehr schnell: die Zustimmung beiderseits, dass ich in diese Familie gehen würde, dann bekam ich die Flugtickets und das Packen ging los (natürlich hatte ich viel zu viel Gepäck und musste in der Nacht vor meinem Flug noch ca 10 mal meine Koffer aus- und wieder neu packen! :) Der Abschied von meiner Familie und meinen Freunden fiel mir zwar schwer, doch war die Aufregung und Freude, meine neue Familie zu sehen, fast größer. Schon am Flughafen machte ich die ersten Bekanntschaften mit anderen AuPairs (man konnte sie daran erkennen, dass sie mit einer Karte oder Kuscheltier am Gate saßen, Tränen immer wieder über die Wangen kullerten und fast alle eine rote „EurAuPair“ Tasche dabei hatten, die wir zuvor bekommen hatten). In New York angekommen verging die Woche wie im Flug und schon hieß es erneut Abschied nehmen von all den neuen Bekanntschaften und los gings in den Flieger nach Chicago. Am Flughafen erwartete mich schon mein Gastvater mit selbstgemalten Schildern der kids und einer herzlichen Umarmung! Zu Hause angekommen stürmte die kleine Ambria gleich auf mich zu und drückte mich ganz fest, auch meine Gastmutter und der 4-jährige Keaton begrüßten mich sehr herzlich. Dann bekam ich eine Führung quer durchs Haus mit anschließendem Geschenkeverteilen, einem speziellen BBQ und einem „Welcome Corinna“ Kuchen! Gleich am nächsten Tag wurde ich von anderen AuPairs aus der Nachbarschaft abgeholt und wir fuhren gemeinsam zu unserem ersten AuPair-Meeting zu unserer Counselorin. Dort lernte ich auch gleich noch alle anderen AuPairs kennen und erfuhr, dass in unserer Nachbarschaft ca. 15 weitere AuPairs leben, von denen 10 davon ebenfalls aus Deutschland kamen. Die Tage vergingen wie im Flug und ehe ich mich versah war ich fester Bestandteil dieser Familie und weit mehr als nur der „Babysitter“ für die Kinder. Bald wurde ich jeden Abend zum „hugs & kisses“ geben vor dem schlafen gehen angefordert und bekam nach einigen Wochen schon die erste feste Umarmung von meiner Kleinen, gefolgt von einem „ I love you,Corinna“, was natürlich bei einer süßen (bis dahin schon) 3 Jährigen kaum ein Auge trocken lässt. Nach einem perfekt geplanten Princess-Birthday für die 3 jährige Ambria im September und einem großen Familienfest für Thanksgiving wurde ich dann im März für eine Woche zum Familienurlaub nach Florida eingelanden. Wir flogen zusammen nach Florida, wo wir ein Apartment gemietet hatten. Da hieß es dann Sonne, Strand und gute Laune, vorallem bei den Kids, denn das Meer ist absolut faszinierend und wenn das mal zu kalt ist, gibt es ja immernoch den pool gleich nebenan. :) Die Großfamlie wurde noch größer als meine Eltern und mein Bruder zu Besuch kamen (sie hatten sich 2 Orte weiter ein Haus gemietet und mir zu Weihnachten diesen Besuch geschenkt). Auch sie wurden herzlich in die Familie aufgenommen und alle waren sehr traurig als die gemeinsame Zeit vorrüber war (im Moment werden jedoch Pläne geschmiedet dies im nächsten Jahr zu wiederholen). Kurz bevor mein Jahr zu Ende war durfte ich noch eine Woche Urlaub mit meiner besten Freundin Bille machen. Dieser ging nach Californien um die Drehorte der US-TV-Serie O.C. California zu erkunden und um die Stars in Las Vegas und L.A. zu besuchen. Dann war es plötzlich wieder so weit: ich bekam meine Flugtickets per Post und mit einem Schlag war es real: meine Zeit als AuPair in dieser wunderbaren Familie war zu Ende. Nach einer gemütlichen Mexican-Garten-Party, die meine Gasteltern mir zu Ehren gaben (natürlich gab es auch wieder einen Kuchen, diemal mit der Aufschrift „We´ll miss you, Corinna“) hieß es wieder einmal Koffer packen. Es fiel mir sehr schwer alles einzupacken und mein Zimmer komplett zu leeren. Dann ging es unter vielen Tränen, vorallem von meiner Kleinen, meiner Gastmutter und natürlich mir zum Flughafen, wo mich noch ein langer Flug erwarten sollte. Ich war sehr, sehr traurig, aber zugleich wusste ich, dass meine Familie sich zu Hause in Deutschland sehr auf mich freuen würde, was alles wieder erträglich machte. Ich habe die Kinder, ihre Eltern und alle Verwandten sehr ins Herz geschlossen und vermisse sie sehr. Ich habe mich in diesem Jahr als Teil ihrer Familie gesehen und werde wohl immer einen Platz in ihrem Herzen haben. Sie haben mich sehr geprägt und mir geholfen viel über mich selbst zu lernen. Ich bin vielleicht durch sie ein anderer Mensch geworden und kann nicht oft genug sagen, wie dankbar ich für diese Chance bin, ein Teil ihres Lebens (gewesen) zu sein. Ich kann nur jedem empfehlen, diesen Schritt zu wagen und vor allem diese Erfahrungen zu sammeln, denn eine solche Chance bekommt man nur einmal in Leben und man sollt sie nutzen,so lange man kann!