Als erstes möchte ich meinen Dank an die Agency ISt aussprechen - dank Euch konnte ich ein Jahr in den USA als AuPair verbringen und es wurde zu einem unvergeßlichen Erlebnis! Ich übertreibe nicht im geringsten, wenn ich sage, dass es das schönste Jahr meines Lebens war und ich bin immerhin 22 und habe schon einiges erlebt und habe schon einige Länder bereist. Ich würde alles geben, um dieses Jahr nochmal zu erleben, doch leider darf man nach den amerikanischen Bestimmungen nur einmal im Leben an dem AuPair Programm in den USA teilnehmen. Ich habe mir eine Familie in Minneapolis, Minnesota ausgesucht und wurde für meine Wahl tagtäglich belohnt. Meine ehemaligen Gasteltern, die beide Rechtsanwälte sind, haben zwei Kinder - Liza, die mittleweile 6 geworden ist und Jack, der demnächst 6 wird. Ich habe jeden Tag viel Freude mit ihnen gehabt und obwohl ich sehr viel Verantwortung übernehmen musste, habe ich mich sehr wohl gefühlt und an keinem Tag zurück nach Hause gewollt. Heimweh war mir ein Fremdwort, vielmehr machte ich mir schon in den ersten Monaten Sorgen, dass ich eines Tages die Familie wieder verlassen müßte. Liza ging täglich zur Schule und Jack blieb meistens mit mir zu Hause, nur ab und zu war er für ein paar Stunden im Kindergarten, um andere Kinder kennenzulernen und mit ihnen zu spielen. Ich habe mit ihm und Liza sehr viel unternommen, sehr viele Spielplätze entdeckt, Unmengen von Büchern in Büchereien gelesen, gespielt, gebastelt, gemalt, gebacken.. Wir hatten immer eine Menge Spaß, dafür muß man nur ein bisschen kreativ sein! Ich war erstaunt, wie schnell sich die Kinder an mich gewöhnt haben, schon am ersten Tag umarmte mich Liza, einfach nur mal so... Ich durfte auch das vorige AuPair, das aus Frankreich kam, kennenlernen und obwohl wir eine Woche zusammen mit den Kindern verbracht haben, haben sie mich in dieser Zeit genauso lieb gehabt wie sie. Doch schon in der zweiten Woche kam der damals vierjährige Jack zu mir, setzte sich auf meinen Schoß und sagte "Do you know what? I like you more than the old au pair because you know the difference between spaghetti und macaroni"... Mit ihm habe ich immer sehr viel gelacht! Es hat mich immer fasziniert, dass so kleine Menschen so intelligent sein können... Ich denke, ich habe durch die beiden sehr viel dazu gelernt. Schon nach einigen Wochen fing Liza an, mir zu sagen "You have to stay here with us - forever", "You are my hero" and "I´ll never let you go". Die Kinder malten mir Bilder mit "I love you" darauf und haben mir sehr viel Zuneigung entgegen gebracht, so dass ich oft sehr gerührt war. Es ist interessant zu sehen, wie Kinder heranwachsen, wie sie von Dir lernen und Deine guten Eigenschaften übernehmen... Ich habe plötzlich pädagogische Züge in mir entdeckt und mit jedem Tag wurde ich aus Ihnen schlauer. Mal lernt sie sehr schnell kennen und geht auf sie ein, man sieht wie einfach man sie glücklich machen kann und man ist stolz, ihnen etwas beigebracht zu haben. Schon nach sehr kurzer Zeit habe ich sie sehr liebgewonnen und wenn ich abends frei hatte, liessen sie mich nur ungerne gehen. Meine Gasteltern waren ebenfalls super nett und hatten sehr viel Verständnis für mich. Ich hatte zwar bestimmte Regeln, die auch jedes andere AuPair befolgen musste, doch sie waren sehr locker und gingen auf meine Wünsche und Bedürfnisse ein. Ich hatte mein eigenes Auto, durfte jederzeit ausgehen und eine Ausgangssperre hatte ich auch nicht, dh ich musste nicht um meine bestimmte Zeit zu Hause sein, egal wie früh ich am nächsten Tag arbeiten musste. Mein Stundenplan war absolut in Ordnung - ich musste täglich von 8-18 Uhr (mit einer Pause dazwischen) auf die Kinder aufpassen und am Wochenende nur 1-2 Mal im Monat, falls die Eltern abends ausgingen (doch sie kamen immer noch früh genug heim, so dass ich auch noch selbst losziehen konnte...). Ich hatte das ganze Basement (Untergeschoß) für mich allein - Schlafzimmer, Gästezimmer, Küche, Bad und habe sehr viel Freiheit genossen. Ich durfte immer Besuch haben und Freundinnen auch übernachten lassen. In dieser Zeit habe ich sehr viele Menschen aus verscheidensten Ländern dieser Erde kennengelernt und viele Freunde gewonnen. Es stimmt mich bis heute noch sehr traurig, wenn ich an sie denke, denn ich mußte sie alle zurücklassen... Ich habe noch Kontakt zu ihnen und hoffe, dass wir uns in naher Zukunft wiedersehen. Einige Freunde habe ich schon besucht - in Frankreich, in der Schweiz und auch hier in Deutschland! Die Zeit in Amerika war sehr abwechselungsreich und einmalig... Ich bin durch die halbe USA gereist und mit vielen amerikanischen Traditionen vertraut geworden. Ich war in den states Minnesota, Wisconsin, Michigan, Illinois, Washington, California, Utah, Arizona, Colorado; habe mir Chicago, Washington DC, New York, Baltimore, St.Paul, Grand Rapids, Madison, Denver, Aspen, Los Angeles, San Francisco und Las Vegas, wo ich mit meinem jetzigen Freund zusammen gekommen bin, angeschaut. Auch in Kanada war ich - in Britisch Columbia - Vancouver, Victoria and auch in Edmonton. Es gibt nichts, was ich bereuen könnte! Aber auch die monatlichen Treffen mit dem community counselor sind nennenswert! Mein counselor ist eine sehr liebe Person und hat extrem viel Kreativität an den Tag gelegt, damit unsere Treffen interessant und abwechselungsreich bleiben - wir haben uns mit ihr sogar viel öfters getroffen, sind auch mal einfach so einen Kaffee trinken gegangen oder haben mit ihr telefoniert. Sie hatte immer ein offenes Ohr für jeden von uns, wenn wir irgendwelche Fragen bzgl. der Sprachkurse, Ärztebesuche oder sonstiges hatten. Wir waren in einem football und auch in einem baseball game mit ihr, haben eine Halloween Party veranstaltet, sind zum parade (Straßenfest in St.Paul) gefahren und haben noch viel mehr unternommen. Als wir noch in New York waren und diesen child care workshop machen mußten, haben unsere community counselor und unsere area conselor einen riesigen Rosenstrauß an uns - 3 Mädchen - geschickt, für die sie später zuständig waren - das war sooo lieb und wir haben uns riesig gefreut! Ich vermute, dass Euch der Aufenthalt positiv verändern wird - das haben sehr viele Mädchen bestätigt. Man wird für viele Dinge offener, allgemein mutiger - wagt viel mehr, was man früher vielleicht lieber gelassen hätte und man lernt sich selbst besser kennen, denn man kommt in so viele neue Situationen und erlebt so viel neues in relativ kurzer Zeit! Nicht zu vergessen ist natürlich auch die sprachliche Kompetenz. Man hat die Möglichkeit an amerikanische Unis zu gehen, Sprachkurse zu belegen und davon kann man nur profitieren. Auch durch die Kinder und gerade durch sie, lernt man die Feinheiten der Sprache sehr schnell (es sei denn, sie sind noch Babies ;-) Man gelangt irgendwann an dem Punkt an, wo man nicht nur auf Englisch denkt und träumt, sondern wo es einem sogar viel einfacher fällt Englisch zu sprechen und man stellt plötzlich fest, dass man Fehler macht oder Redewendungen aus dem Englischen übersetzt, wenn man sich auf Deutsch unterhält... Es war mit Abstand das wundervollste Jahr meines Lebens und ich kann jedem nur empfehlen, diesen Schritt zu wagen... Ihr werdet´s nie bereuen und danach genauso wie ich, mit Begeisterung davon erzählen und Euch wünschen, diese Erfahrung nochmal machen zu dürfen! Ich kenne so viele AuPairs, die am liebsten drüben geblieben wären und ich kenne auch nicht wenige, die es auch wirklich sind. Viktoria Schmidt