Mein Jahr in St. Louis Eigentlich wollte ich nach Afrika gehen und dort irgendwo im Busch mit Kindern arbeiten, dann kam alles anders...
Meine Mama war von dieser Afrika-Idee nicht ganz so angetan wie ich und sie war es letzten Endes auch, die mir zu diesem unvergesslichen Jahr als Au Pair verholfen hat. In der Zeitung war ein Bericht über ein Au Pair in Amerika erschienen, den sie mir zeigte. Eine Woche später saß ich in einem dieser Au Pair Vorstellungstreffen. Nach diesem Treffen war ich mir sicher - das will ich machen. Ein Jahr voller neuer Erfahrungen. Schon in Deutschland am Flughafen fing es an. Es war mein allererster Flug, dem noch viele folgen sollten.
Die erste Woche in New York war genial. Hab mich des Öfteren erwischt, wie mein Mund vor Erstaunen offen stand. Nun ja New York ist riesig, leuchtet und einfach mehr als ich bisher gesehen hatte. Schön fand ich auch, dass man in dieser Woche schon so viele neue Mädels aus den verschiedensten Nationen kennen lernte. Dann ging es endlich los zu meiner Gastfamilie, die aus meiner Gastmama Stephanie und den Jungs Skylar (6) und Asher (4) bestand und in Clayton, einem Vorort der Stadt St. Louis/Missouri wohnte.
Ich war total aufgeregt und hab mich dann aber riesig gefreut, die ganze Familie, sowie das vorige Au Pair am Flughafen zu sehen. Nach einem herzlichen Empfang fuhren wir als Überraschung erst mal für zwei Tage an einen See und verbrachten dort ein erstes aufregendes Wochenende. Als wir dann am Sonntag an meinem neuen Zuhause ankamen war ich richtig glücklich. Ein schönes, rotes Ziegelhaus. In meinem Zimmer hat mir vor allem – Traum einer jeden Frau – der begehbare Kleiderschrank gefallen. Einige Tage später flogen wir schon in den Urlaub nach Los Angeles.
Reisen ist dort einfach ein Muss und so besuchte ich mit Freunden die Niagara Fälle, Washington D.C., Las Vegas, San Francisco und Chicago. Als meine Eltern zu Besuch kamen traf ich mich mit ihnen zuerst in Miami. Dann durften sie für einige Tage bei uns in St. Louis wohnen. Das Weihnachtsgeschenk von meiner Gastfamilie war Snowboarden in den Rockey Mountains (was ich dort erst einmal gelernt hab). Einfach toll. Zum Zelten und Wandern nahmen sie mich mit in den Yellowstone Nationalpark. Die USA hat so viele schöne Städte und Plätze, das muss man gesehen haben. Mein Tag fing schon morgens um 7 Uhr an. Da hieß es aufstehen, Frühstück machen und die Jungs wecken. Um 8.15 Uhr ging es mit dem Fahrrad dann los zu Skylars Schule. Asher und ich hatten dann bis 9 Uhr immer noch etwas Zeit zum Spielen. Von 9 bis 12 Uhr war Asher in der pre-school und ich konnte meine Freizeit gestalten, wie ich wollte. Shoppen, YMCA, Freunde treffen… Nachdem ich Asher um 12 Uhr abgeholt hatte, gab es Mittagessen. Anschließend lasen wir einige Bücher und machten einen Mittagsschlaf (ich manchmal auch). Um halb 4 war es dann Zeit Skylar wieder von der Schule abzuholen. Nach der Schule hatten die Jungs eine Weile Zeit, sich draußen noch etwas auszutoben, bevor es ans Snack essen, Hausaufgaben erledigen und Baden ging. Passt auf, wenn ihr Kinder badet, oder ihr habt bald ein kleines Meer im Badezimmer. Während die Jungs eine halbe Stunde TV schauten, kochte ich das Abendessen. Meine Gastmama kam meistens gerade rechtzeitig zum Essen. Da meine Steph sehr viel Wert auf gesunde Ernährung legt, gab es bei uns immer genug Obst und Gemüse. Solltet ihr an das Fast-Food-Amerika gedacht haben, liegt ihr bei der Familie total falsch. Hatte ich mal Lust auf Pommes, Burger und Cola musste ich schon irgendwo zum Essen gehen. Sie brachte die Jungs dann auch ins Bett und ich war fertig mit meiner Arbeit. Natürlich gehört es dazu, auch außerhalb seiner Arbeitszeit mal mit anzupacken und zu helfen. Es war auch meine Aufgabe die Wäsche der Jungs zu waschen. Bevor ihr das macht, leert die Hosentaschen der Kinder. Ich hab ausversehen einmal Wachsmalstifte mit gewaschen. Was für eine Sauerei. Die Jungs waren wirklich super. Manchmal kleine Rowdys… aber so sind Jungs eben. Ich hatte riesigen Spaß mit ihnen. Auch meine Gastmama war super. Mit ihr konnte ich über alles reden und sie stand in Fragen Erziehung immer hinter mir. Ich habe schon damit angefangen für einen Flug in die Staaten zu sparen um meine Gastfamilie dann auch bald wieder sehen zu können. Freunde zu finden ist dort wirklich easy. Der Lieblingssatz meiner Gastmutter war immer “You have tons of friends”. Einmal im Monat finden die Au Pair Treffen mit den Counselors statt. Dort lernt man viele Leute kennen. Aber auch über meine Gastfamilie und die Schulen der Jungs konnte ich Leute in meinem Alter kennen lernen. Nun bin ich wieder in Deutschland und muss zugeben, dass ich schon etwas Heimweh nach meinem zweiten zu Hause habe. Hier ist auf einmal alles so klein. Ich hab teilweise richtig Angst auf der Straße zu fahren. Froh bin ich aber, dass ich hier wieder eine Autobahn habe. Um die werden wir nämlich wegen der erlaubten Geschwindigkeiten ganz schön beneidet.
Das Au Pair Jahr war eine der besten Entscheidungen, die ich je getroffen habe. Ich habe so viel erlebt, gelernt und gesehen. Jasmin Sommer
- Yvonne Haude
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St. Louis: Yvonne Haude
Als mein Entschluß feststand, als Au Pair in die USA zu gehen, war ich von niemanden mehr abzubringen. Als dann…