G’day mate!!!! Ich weiß nicht mehr genau zu welchem Zeitpunkt ich realisierte, dass ich genau 13 610, 345 km von zu Hause weg sein würde, aber es war spät. Sehr spät! Zu spät um wieder umkehren zu können. Vielleicht als ich nach gefühlten 100 Stunden am Flughafen in Perth ankam total am Ende von Visum-, Pass- und Zollkontrolle und der ständigen Angst die erste Nacht in einer australischen Gefängniszelle zu verbringen weil das Visum nicht akzeptiert wurde oder man vielleicht doch etwas aus Versehen im Gepäck habe was ausdrücklich verboten sei. Mit australischen Flughafenmitarbeitern ist definitv nicht zu spaßen falls man als Nichtaustralier (oder –neuseeländer) nach Australien einreist. Das hab ich bei meinen vielen Flughafenaufenthalten bei meiner Reise gemerkt.
Bei der Fahrt zu meiner Gastfamilie (schockiert vom australischen Winter, der keinesfalls mild ist) hatte ich dann noch etwas Zeit wieder runterzukommen, um dann gleich meine Gastmutter kennenzulernen, die mich freundlich empfing und mir gleich mein Bett zeigte, in das ich ein paar Minuten später tot reinfiel. Gleich am Montag gings dann schon in die Schule, am Perth city campus, und ich muss sagen die Zeit war einfach fantastisch dort, sodass ich (man glaube es nicht nach 13 Jahren Schule in Deutschland) gleich um weitere vier Wochen verlängerte. Mit den Lehrern hatte man wahnsinnig viel Spaß und im Unterricht durfte man sich so viel unterhalten, dass ich jetzt sicher von mir behaupten kann von jedem Land der Welt ein Essensgericht und einen mehr oder weniger komischen Brauch nennen kann. Natürlich war es auch sehr wichtig andere Aupairs kennenzulernen, die die gleichen Sorgen und Ängste teilten, was in der Schulde ganz einfach war. Natürlich lachten wir auch viel gemeinsam über die Dummheiten, die unsere „Kinder“ anstellten. Manchmal kamen wir uns schon selbst wie „Muttis“ vor, die sich über ihren Nachwuchs unterhalten. Unglücklicherweise stimmte bei mir und meiner ersten Gastfamilie die Chemie irgendwie nicht und ich durfte innerhalb von zwei Wochen in eine neue Familie umziehen, die ich vorher bereits getroffen hatte. Ich war begeistert! Die Familie war absolut perfekt. Es gab zwar vier Kinder, was einiges an Arbeit und Geduld erforderte, aber das nahm ich gerne in Kauf. Die Kinder akzeptierten mich wie das 8. Familienmitglied und ich wurde sofort in das Familienleben integriert. Auch die Eltern gaben mir viele Freiheiten und fragten immer wieder nach meinen Plänen. Es war nie ein Problem, wenn ich mal ein Wochenende freihaben wollte, um einen Ausflug nach „Rotto“, der Insel gegenüber von Perth, zu machen. Außerdem gab es noch den durchgeknallten Labrador „Maisy“, der mich oft mehr forderte als die vier Kinder mit dem ich aber jeden Abend meine heißgeliebten Sonnenuntergangsspaziergänge genoss. Die Lage des Hauses war ein Traum: eine Minute von Strand, Spielplatz und Park und gleich daneben die Bushaltestelle mit dem Bus in die Stadt. Außerdem hatte ich noch meine eigene „Flat“ im Garten mit Küche und Outdoordusche, was super war, wenn ich mal meine Ruhe vor den vier liebenswürdigen Teufelchen + Maisy haben wollte. Ansonsten verbrachte ich nachmittags aber viel Zeit im Haus mit den Kindern Amelia (4), Adam (7), Conor (10) und Ellie-Rose (12), auf dem Spielplatz und am Strand. Vormittags erledigte ich haufenweise Wäsche, räumte Küche, Wohn- und Kinderzimmer auf. Bis die Kinder aus der Schule kamen, hatte ich immer ein bisschen Zeit um an den Strand oder in die Stadt zu gehen. Alles in allem kann ich sagen, dass es natürlich nicht immer einfach ist ein Aupair zu sein. Anfangs ist das Heimweh groß, vier Kinder können anstrengend sein und der Berg an Wäsche schien manchmal einfach nicht schrumpfen zu wollen aber viel mehr macht es einfach wahnsinnig Spaß mit seinen Kids zu lachen und wenn die Kleinen dann in deinen Armen einschlafen macht es die anstrengenden Momente wieder gut. Nachdem meine 6-monatige Aupairzeit vorbei war, bin ich noch für zwei Wochen nach Neuseeland geflogen, was natürlich auch ein Highlight war. Zurück in Australien bin ich weiter die Ostküste mit Freundinnen entlang gereist bis ich nach 4 Wochen schließlich wieder bei meiner Gastfamilie gelandet bin, die mich sofort wieder für ein paar Tage aufgenommen hat, damit ich meinen Flieger vier Tage später in Perth zurück nach Deutschland nehmen konnte. Insgesamt war ich 8 Monate in Australien habe die Great Ocean Road im Campervan bis hoch nach Sydney gemacht, Melbourne, Byron Bay, Surfers Paradise, Sydney und Brisbane gesehen und dazu noch die Südinsel von Neuseeland bereist. Mein Aupairaufenthalt und meine atemberaubende Reise danach werden mir für immer in Erinnerung bleiben, denn ich habe wahnsinnig viel über andere aber auch über mich gelernt. Auch wenn es manchmal nicht einfach war am anderen Ende der Welt zurechtzukommen. Ich danke allen, die mir diesen Traum ermöglicht haben. Ich empfehle es jedem. Traut euch, denn wie es in Australien heißt: No worries!
Cindy Springer