Impressions of a year in England Es ist Januar, ich stehe vor dem gelben Briefkasten an der Ecke unserer Straße und lasse einen großen Umschlag, adressiert an das iSt Büro in Dresden, durch den Schlitz fallen. „Weg isser!“ denke ich mir leicht aufgeregt. Unten im Briefkasten liegen nun meine Bewerbungsunterlagen für ein Aupair Jahr in London. *** Im Mai bekam ich eine Email von einer Gastmutter, Sonia. Sie stellte mir sich selbst und ihre kleine Familie vor. Ich war sofort von den mitgeschickten Unterlagen der Familie begeistert und nach eifrigem Email und Foto – Austausch und einem ausgiebigen Telefongespräch stand es fest: ich würde mein Aupair Jahr in Richmond upon Thames bei Sonia, Markus und ihrer kleinen 6-jährigen Tochter Elisabeth verbringen. Am 2. September ging es los. Mit einem großen Koffer, meiner Laptoptasche und einer eindeutig zu schweren Handgepäcktasche suchte ich den Eincheck Schalter für den British Airways Flug nach London Heathrow am Düsseldorfer Flughafen. Nachdem mein Koffer aufgegeben (er bekam natürlich ein großes „HEAVY“ Schild aufgeklebt) und ich mich noch einmal ausgiebig von meinen Eltern und meiner kleineren Schwester verabschiedet hatte ging ich mit einem weinenden und einem lachenden Auge durch den Zoll. Als der Zollbeamte mich beim durchsuchen meiner Handtasche (sie war so voll gepackt dass man bei dem Röntgen der Tasche nichts erkennen konnte) fragte ob ich auswandern würde erzählte ich ihm stolz, dass ich für ein Jahr als Aupair nach London gehe. Kurze Zeit später saß ich im Flugzeug. Nun hatte ich genau eine Stunde Zeit, mich auf das Aufeinander treffen mit meiner Gastfamilie vorzubereiten. Aber wie bereitet man sich auf so etwas vor? Noch einmal rasch ein paar Vokabeln lernen und die Begrüßungsfloskeln durchgehen? Unsinn! Also versuchte ich die Nervosität verschwinden zu lassen indem ich ein wenig Musik hörte und mich auf das Wiedersehen mit London freute. Denn seitdem ich mit 14 Jahren das erste mal in London gewesen war, war ich hin und weg von dieser Stadt. Daher war ich auch so glücklich gewesen dass ich von meiner neuen Heimatstadt Richmond nur etwa 15 min mit der Tube bis nach Central London brauchen würde. Als das Flugzeug dann auf dem harten Betonboden des Flughafen Heathrows aufsetzte wuchs meine Nervosität und Aufregung wieder erheblich. Nachdem ich meinen Koffer kurze Zeit später von dem Rollband gezogen und meine Gepäckstücke irgendwie alle so arrangiert hatte dass ich mich vorwärts bewegen konnte ohne dank Gleichgewichtsstörungen umkippen zu drohen, atmete ich ein letztes mal tief ein und aus bevor ich durch die Tür Richtung „Arrivals“ lief. Und da sah ich sie auch schon. Ich hatte sie bisher zwar nur auf zwei, drei Fotos gesehen aber die freudigen Kinderaugen kamen mir direkt bekannt vor. Elisabeth lief auf mich zu und umarmte mich sofort herzlich. Auch Sonia gab mir, mich freudig begrüßend die Hand. Beim ins Auto steigen machte ich direkt den ersten Fehler da ich rechts einsteigen wollte. Da hatte ich wohl kurzzeitig vergessen gehabt dass die Engländer das Lenkrad auf der „falschen“ Seite haben. Auf der Fahrt quasselte Elisabeth in einer Tour und stellte mir jede Menge Fragen. Nachdem ich diese leider teilweise nur einsilbig beantworten konnte stellte die Kleine fest „Mummy, Lara´s english isn´t very good“. Na super! Aber das war ja nun mal auch einer der Gründe warum ich gekommen war: um mein Englisch zu verbessern! Als wir bei meinem zukünftigem Zu hause angekommen waren lernte ich dann auch Markus kennen und die drei führten mich durch das Haus, indem ich mich sofort „daheim“ fühlte. Da es mittlerweile schon halb 10 abends war gab es noch schnell ein paar Nudeln und dann widmete ich mich meinem neuen Zimmer und Bad, räumte die ersten Sachen aus und ein und fiel dann müde und glücklich in mein wunderbar großes Bett. Am nächsten Morgen stand eine Rundführung durch Richmond an, wie mir Sonia vor dem zu Bett gehen berichtet hatte. Hach, was freute ich mich schon auf das kommende Jahr. *** Ich lebte mich sehr schnell ein und kann im Nachhinein sagen: Ich hatte kein einziges mal Heimweh! Für mich war dieses eine Jahr in England „the time of my life“, um den Soundtrack Klassiker zu zitieren. Zwar hatten Elisabeth und ich anfänglich Schwierigkeiten, da sie, wie 6 jährige Mädchen eben so sind, ausprobierte welche Sachen sie sich bei mir erlauben konnte und welche nicht. Ich denke der Grund für dieses Verhalten war dass ich bereits schon das vierte Aupair der Familie war. Doch nach wenigen Wochen verstanden wir uns super und entwickelten im Laufe des Jahres ein sehr enges „kleine und große-Schwester“ Verhältnis. Da mein Gastvater sehr viel auf Geschäftsreisen war und meine Gastmutter ebenso viel gearbeitet hat (sie ging morgens um halb 8 aus dem Haus und kam abends um halb 7 wieder) verbrachte ich natürlich sehr viel Zeit mit der Kleinen. Ich brachte sie morgens zur Schule, holte sie später wieder ab, brachte sie zu verschiedenen Aktivitäten (Dienstags Schwimmkurs, Mittwochs Gymnastik, Donnerstags Ballett), lernte mit ihr für die Schule, malte und bastelte, backte und spielte mit ihr, unternahm Ausflüge zu Museen, Spielplätzen oder Parks. Was sie besonders liebte war meine Sprechpuppe Conny die ich damals mitgebracht hatte und unsere gemeinsamen „sleepovers“, wenn Elisabeth, Conny und ich zusammen in meinem großen Bett übernachteten :-) Ein anderer Teil meines Aupair Lebens war, neben „Mama-spielen“ (was ich wirklich sehr genossen habe) „Putzfrau“ sein. Aber das gehört ja nun mal alles zum „Hausfrauen-Leben“ dazu ;-) Einmal pro Woche musste ich Hausputz halten (staubsaugen,wischen,Bad putzen, aufräumen..). Eine weitere Aufgabe war dann noch das bügeln. Wie ich schon erwähnt hatte war Markus oft auf Geschäftsreisen daher kamen neben der normalen Bügelwäsche von den dreien noch pro Woche ca. 10 Hemden dazu. Am Ende des Jahres war ich demnach Bügelprofi! ;-) Kommen wir nun zu den Wochenenden des Jahres. Die hatte ich nämlich frei und da ich schon bevor ich nach England kam Kontakt mit einem anderen deutschen Aupair aufgenommen hatte verbrachte ich diese so gut wie immer mit ihr. Ich habe also auch eine sehr gute neue Freundin in diesem Jahr gewonnen. Das tolle war dass sie so wie ich auch im September angekommen war und im August wieder abreiste, nur 2 Minuten von mir entfernt wohnte und ihre kleine Gasttochter mit Elisabeth befreundet war/ist und wir so auch häufig „playdates“ verabredet haben, die Kleinen also miteinander spielen konnten und sie und ich die Zeit nutzten um einen traditionellen, englischen „afternoon tea“ zu schlürfen. Die Wochenenden verbrachten wir meist in London. Auch unternahmen wir Trips in bekannte englische Städte wie Oxford, Bath, Bristol, Birmingham und Canterbury. Über das Osterwochenende im April fuhren wir sogar mit Zug und Fähre für 5 Tage nach Irland und erkundigten Dublin und verschiedene irische Küstenstädtchen um die Hauptstadt herum. Als Tipp an alle die bald auch ihre Reise nach England antreten: Nutzt sämtliche freie Tage um solche wunderbaren
Trips durch England zu machen, denn dank des National Express und den vielen B&B´s kann man sehr günstig und schnell (England ist ja nun mal eine relativ „kleine“ Insel) reisen. Da wir die ersten Monate auch eine language school besuchten lernten wir viele Menschen unterschiedlicher Nationalitäten kennen. Im Dezember beschlossen wir übrigens kurzerhand nur noch englisch miteinander zu reden um unsere Sprachkenntnisse zu „improven“. Da wir viel Zeit mit einem Spanier und einer Kolumbianerin verbrachten mussten wir so oder so sämtliche Art von Gesprächen in englisch führen. Bei einigen Pub Abenden lernten wir Glückspilze auch noch ein paar waschechte Engländer kennen die uns auch halfen unser englisch deutlich zu verbessern! Um mein Jahr kurz zusammen zu fassen: Ich habe die englische(n) Kultur&Menschen kennen und lieben gelernt, die vielen, tollen Angebote Londons in vollen Zügen ausgenutzt, tausende von englischen Kinderbüchern vorgelesen [Elisabeths Lieblingsbuch : Roald Dahl „Esio Trott“ ; sollten alle zukünftigen Aupairs einmal lesen ;-) ] ,mir die englische Alltagssprache [welche tausendmal anders ist als das Schulenglisch welches wir Deutschen lernen] angeeignet , einen ordentlichen Schub Selbstbewusstsein gewonnen, deutlich viel fish&chips, englischen Cider und irisches Guiness zu mir genommen, meine Hausfrauentätigkeiten verbessert und viele tolle Menschen kennen gelernt! Fazit: Für ein Jahr als Aupair nach England gehen ist die Beste Entscheidung die man machen kann!