Mein Bericht über meinen Au-pair-Aufenthalt in London ….“Heute vor einem Jahr“…. Seitdem ich nun wieder zu Hause bin, ist kein Tag vergangen, an dem ich nicht in den wohl bis jetzt schönsten und aufregendsten Erinnerungen in meinem Leben geschwelgt habe. Dabei kam doch alles nur, weil ich nach dem Abitur absolut nichts mit mir anzufangen wusste. Heute bin ich froh über meine damalige Planlosigkeit, denn nur durch die habe ich mich für ein sogenanntes „Gap“ – Jahr entschlossen, dass mich als Person durch viele neue Erfahrungen und Eindrücke sehr viel weiterentwickelt hat. Mehr, als es wohl je ein Studien – oder Ausbildungsjahr getan hätte. Inzwischen bin ich seit ein paar Wochen wieder zu Hause und ich kann nicht glauben, wie schnell die Zeit vergangen ist. Der Alltag kommt zwar ganz von selbst, aber das Einleben fällt einem doch an vielen Punkten sehr schwer, weil es zunächst schwer zu begreifen ist, dass das Leben im Ausland, welches man sich nach und nach aufgebaut hat und so selbstverständlich geworden war, nicht mehr existiert. Es ist schwer, ein Auslandsjahr in Worte zu fassen, denn es ist eine Erfahrung, welche man glaube ich nur richtig vermittelt bekommt, wenn man sie selbst erlebt hat. Eine Erfahrung, die einem nicht mehr genommen werden kann. Ich muss sagen, dass die Zeit vor Aufenthaltsbeginn wohl die Schlimmste an einem solchen Auslandsprogramm ist. „Wie wird meine Familie sein? Wie wird mein „zu Hause“ aussehen und werde ich mich dort wohlfühlen? Was mache ich, wenn ich mich nicht verständigen kann und meine Gastfamilie nicht verstehe? Werde ich Freunde auf meiner Sprachschule finden? Werde ich viel Heimweh haben?“ Fragen über Fragen, die für mich im Nachhinein total unnötig und albern klingen. Denn sobald du den Flieger verlässt, ist alle Sorge vergessen. Du wirst von so vielen neuen tollen Eindrücken erschlagen, dass weder Zeit noch Platz für Sorgen ist. Ab diesem Zeitpunkt lebst du nur noch in deiner neuen Heimat und du genießt deine sich entwickelnde Selbstständigkeit, Freiheit und deinen Mut, den du für diesen Schritt aufgebracht hast. Ich hatte das Glück direkt in London zu wohnen (nur eine halbe Stunde mit dem Bus zur Oxfordstreet). Das wohl Beste, was mir je hätte passieren können, denn sobald die Arbeit in meiner Familie getan war, konnte ich meine jetzige Lieblingsstadt aufgrund ihrer Vielseitigkeit in vollen Zügen genießen. Die Stadt habe ich ganz anders wahrgenommen, als wenn man sie bloß als Tourist besucht. Ich würde sogar sagen, dass die schönsten Ecken Londons meistens gar nicht von Touristen ausfindig gemacht werden, da diese meist nur die typischen Sehenswürdigkeiten in ihr sehen. London ist keine Weltstadt, in der man unter geht. Sobald man anfängt sich zurecht zu finden, ist man froh und stolz zu gleich das Glück zu haben, dort zu leben. Ich muss sagen, dass ich am Anfang Probleme mit meiner Familie hatte. Denn generell hatte ich die Vorstellung, ein enges Familienmitglied als Au Pair zu sein. Über meine Freizeit hatte ich mir nie wirklich Gedanken gemacht, denn ich dachte immer, dass man sie eh mit der Familie verbringen würde. Hier muss ich jedoch sagen, dass es sehr große Unterschiede in den Familien gibt. Ich habe auch andere viele Familien kennengelernt, die eine andere Beziehung zu ihrem Au Pair aufgebaut haben. Jedoch hat jedes Au Pair ebenfalls andere Ansprüche und Vorstellungen für das Jahr, sodass zur Not einfach die Familie ausgetauscht werden kann. Mein Jahr sah dann so aus, dass ich mit der Familie zwar gut klar kam, aber nach Beendigung meiner Arbeit mein eigenes Leben genossen habe. Ich habe während der Woche eine Sprachschule besucht und dort viele tolle nette Menschen aller möglichen Länder kennengelernt. Meine Enttäuschung zu Anfang war also schnell verflogen, da ich ab diesem Zeitpunkt meine Freizeit, d.h. die kompletten Wochenenden und ein paar Abende während der Woche, mit meinen neuen Freunden genossen habe. Ob Shoppingtouren, clubbing, pubs, Kochabende, faul in einem der vielen schönen Parks rumliegen und picknicken, zusammen Sport treiben, in Museen gehen oder einfach nur im Starbucks sitzen und sich unterhalten,….es wurde nie langweilig und keine Minute bereut, denn Jeder wusste: Diese einmalige Zeit ist begrenzt und es liegt an Jedem selbst, was er daraus macht und wie viel er aus diesem Jahr mitnehmen möchte. Letztendlich war ich also froh mit meiner Familiensituation, da ich mit Menschen in meinem Alter, die in der gleichen Situation waren wie ich, Eindrücke und Erfahrungen, sowie viele Glücksmomente teilen konnte. Ich brauchte kein schlechtes Gewissen haben, dass ich nachts um 5uhr morgens mit dem Gesang der Vögel erst nach Hause kam, oder bis 3 Uhr mittags an Sonntagen geschlafen habe. Die Familien sind tolerant und man kann sich in allen Punkten einigen, um das Jahr für beide Seiten zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen. Das Schönste an so einem Jahr ist einfach Dinge zu verwirklichen, die man nie für möglich gehalten hätte. Man überrascht sich selbst mit Gedanken, Handlungen, Gefühlen, wie man sie nie von sich gedacht hätte. Man entwickelt so intensive Freundschaften in nur einem Jahr, wie sie bei manch anderen nach 5 Jahren noch nicht entstanden sind. Und obwohl dieses Jahr jetzt zu Ende ist, nimmt man sehr viele Dinge daraus mit, die dieses Jahr zu etwas ganz Besonderem machen. Dank des Internets, ist es mir möglich fast tagtäglich mit meinen Freunden zu chatten oder zu telefonieren. Ein paar habe ich auch schon besucht und ich bin mir sicher, dass sich dieses Verhältnis nicht mehr verändern wird. Wenn mich Jemand fragt, was das Schlimmste an einem solchen Auslandsaufenthalt ist, antworte ich: „Saying „good-bye!““ Es war eine unvergessliche, einfach wunderschöne Zeit, die ich nie missen werde. „Der Tag, an dem du diesen Entschluss gefasst hast, war dein Glückstag“ (Japanisches Sprichwort). Ich werde vieles aus dieser Zeit mitnehmen und mich immer wieder gerne daran erinnern. Das Merkwürdigste ist wohl die Vorstellung, dass man nicht mal wüsste, was man verpasst hätte, wenn man einen anderen Weg eingeschlagen hätte. Deswegen kann ich nur Jedem raten, sich auch zu bewerben. Für Jeden kann es ein einschneidendes Erlebnis werden. Es liegt nur daran, ob man die Möglichkeit nutzt und was man aus ihr macht! Wie Ihr vielleicht gemerkt habt, habe ich kaum über mein „Au-pair-Dasein“ berichtet. Dies liegt nicht daran, dass ich diese Zeit nicht genossen habe. Es war auch mit meiner Familie und meinen Kindern eine durchaus sehr sehr schöne Zeit. Jedoch wollte ich Euch zeigen, dass es bei einem solchen Jahr um so viel mehr geht, als um Kinderbetreuung. Es steckt viel mehr dahinter und das werdet Ihr wohl hoffentlich dann selbst herausfinden ?. Meine Erwartungen haben sich jedenfalls mehr als erfüllt. Vielen Dank für das Lesen meines Berichtes und ich verbleibe mit den Worten: „Don't cry because it's over, SMILE because it happened.” Eure Meike