Wenn ich so zurueckblicke, dann kann ich mit voller Sicherheit behaupten, dass mein Jahr als Au-Pair in Neuseeland die aufregendste und eindrucksvollste Erfahrung gewesen ist, die ich je in meinem Leben gemacht habe.
Hingekommen bin ich mit der
- Angst, in einen gestressten Familienalltagstrott zu geraten.
- Vorstellung, in ein von Schafen besaehtes Land zu kommen.
- Vorfreude auf ein wildes und turbulentes Grossstadtleben in Auckland
- Hoffnung, vielleicht die ein oder andere nette Bekanntschaft zu machen.
- Erwartung, ein ruhiges und entspanntes Jahr haben ...Und ich muss gestehen: NICHTS von all dem konnte erfuellt werden. 1. Meine Angst davor, Teil eines gestressten Familienalltags zu werden, ist zwar zum Glueck nicht wahr geworden, war aber trotzdem berechtigt. Viele Au-Pair-Familien haben tatsaechlich einen sehr gestressten Alltag, da die Eltern meistens mehr Zeit auf der Arbeit verbringen, als Zuhause und dementsprechend auch nicht immer mit einem strahlendem Gesicht und guter Laune nach Hause kommen. Ich hatte aber das Glueck eine sehr zuverlaessige Gastmutter zu haben, welche mir einen sehr gut organisierten Alltag mit den Kindern ermoeglicht hat und von mir eine sehr gerechte Aufgabenverteilung gefordert hat. Darueberhinaus habe ich eine unglaublich enge Bindung zu den zwei Kids aufgebaut und ich habe sie bereits nach wenigen Tagen in mein Herz geschlossen. Ich habe auf ein vierjaehriges Maedchen und einen zweijaehrigen Jungen aufgepasst, die mir einen unglaublich lustigen und einfachen Alltag bereitet haben. Gemeinsam haben wir gelacht und gewuetet und in Konfliktsituationen waren die Kinder nicht die einzigen, die etwas dazu gelernt haben.
Zudem hat mir meine Gastfamilie unglaublich viel Freiheit gelassen, meine Abenden sowie meine Wochenenden so zu gestalten, wie ich das gerne wollte und sie fanden es voellig okay dass ich an den Wochenenden so gut wie gar nicht mehr Zuhause, sondern nur noch bei Freunden, auf Partys oder Weekendtrips war. In diesem Sinne hatte ich neben meinem Au-Pair-Leben auch noch ein Privatleben das weit entfernt von Kinderliedern und Windeln gewesen ist :-) 2.In Neuseeland gibt es zwar viele Schafe, ja, aber diese machen noch lange nicht den Charakter von Neuseeland aus. Viel beeindruckender sind dann doch die wunderschoenen Straende und der weite Meerblick, den man ueberall in Auckland vorfindet. Daneben stoesst man immer wieder auf den neuseelaendischen "bush", welchen man sich als tiefen Urwald mit subtropischen Pflanzen und Bachlaeufen vorstellen kann und welcher in jeder Wohnsiedlung durch versteckte Schleichwege zwischen Haeusern und Parks anzutreffen ist. Neben diesen beeindruckenden Szenarien wurden die vielen Schafe dann doch schnell uninteressant. 3. Auckland als Grossstadt hat mich dann leider doch sehr enttaeuscht. In Auckland wird einem erst bewusst, wie wenige Menschen in Neuseeland eigentlich leben. Es ist zwar flaechenmaessig eine unglaublich grosse Stadt, doch das Stadtleben ist dann doch eher etwas verschlafen und trist. In Auckland lebt man eben etwas relaxter und ruhiger, als in anderen Grossstaedten. Die Geschaefte schliessen ueberall zwischen fuenf und sechs Uhr abends und das Transportsystem der Stadt ist eher muehsam als hilfreich. Ohne Auto ist man in Auckland schon sehr aufgeschmissen. Die Strassen sind im allgemeinen sehr leer und ruhig, selbst in der Innenstadt wird man niemals auf ueberfuellte Strassen treffen, wie man es zum Beispiel aus Staedten wie New York oder Los Angeles kennt. Auch das Nachtleben von Auckland hat mich nicht wirklich umgehauen. Feiern gehoert eindeutig nicht zu den Staerken der Neuseelaender und die Bars haben sich vom Stil her alle sehr geaehnelt und nicht wirklich meinem Geschmack entsprochen. Da musste dann doch oft auf Privatpartys ausgewichen werden. Die sind in der Regel ja auch viel lustiger :)
Wofuer man Auckland aber wirklich loben kann, sind die ausgesprochen sauberen Strassen. Wenn man cool genug ist, laesst man im Sommer auch die Schuhe Zuhause stehen und laeuft barfuss durch den Tag. Ja, auch Busfahren und Einkaufen gehen laesst sich wunderbar barfuss erledigen!!! :-D 4. Nun fragen sich wahrscheinlich viele, warum sich meine Hoffnung, die eine oder andere Bekanntschaft zu machen, nicht erfuellt habe. Die Antwort ist: Ich haette niemals erwartet, in SO kurzer Zeit SO tiefe Freundschaften zu schliessen. Ein Jahr ist nun auch keine Ewigkeit, doch mit den Freunden, die ich hier gefunden habe, hat es sich angefuehlt, als haetten wir uns schon seit Ewigkeiten gekannt. Ich habe mich nicht nur mit anderen Au-Pairs angefreundet, sondern habe gleich am Anfang ein paar Neuseelaender kennen gelernt, die schnell zu guten Freunden geworden sind. Sie waren sehr daran bemueht, mir die 'kiwi side of life' zu zeigen und haben mich an ihren vielen Wochenend-Aktionen teilhaben lassen. Mit ihnen bin ich Felswaende entlang zu abgelegenen Buchten geklettert und habe bei Lagerfeuer an Straenden uebernachtet. Sie nahmen mich mit auf lange Segeltrips und ich durfte dabei helfen, das Boot eines Kumpels zu renovieren. Mit den Kiwis hatte ich nicht nur abenteuerreiche Wochenenden, sondern auch einen interessanten Kulturausstausch. Ich habe tatsaechlich durch die Zeit mit meinen neuseelaendischen Freunden vieles ueber mich selbst herausgefunden, was mir nie vorher bewusst gewesen ist und habe mich sehr intensiv mit meiner eigenen Werte- und Normvorstellung auseinander gesetzt und vieles an meinem Verhalten veraendert. Zum Beispiel bin ich hier viel aufgeschlossener fremden Menschen gegenueber geworden und auch wage ich viel mehr Dinge, die ich vorher nie getan haette. In Neuseeland nimmt man das Leben eindeutig gelassener als in Deutschland und ich werde vieles davon mit auf meinen weiteren Weg nehmen. 5. Abschliessend kann ich sagen, dass das vergangene Jahr alles andere als ruhig und entspannt gewesen ist. Und ich bin heilfroh, dass es so gekommen ist, denn mein ganzes Jahr bestand aus tausenden von kleinen und grossen Abenteuern, die mich sehr gepraegt haben. Ich bin so viel umhergereist, habe so viel gesehen und so viel gewagt. Ich habe unglaublich interessante Menschen kennen gelernt und dabei geliebt, gelacht, gefeiert, geweint und gelernt. Ich werde es niemals bereuen, den langen Weg ans andere Ende der Welt auf mich genommen zu haben, denn es war die eindrucksvollste Erfahrung, dich ich je in meinem Leben gemacht habe. Dafuer danke ich vor allem meiner tollen Gastfamilie und meiner Organisation. Aber am meisten danke ich meinen hier gewonnenen FREUNDEN.
Auckland: Verena Splett
310 Tage Neuseeland Mein Name ist Verena, ich komme aus dem Süden Berlins und bin im August ins wahrscheinlich größte…